kann nicht sein schrieb am 31.01.2023 12:48:
Porcupine17 schrieb am 31.01.2023 12:32:
kann nicht sein schrieb am 31.01.2023 11:52:
Porcupine17 schrieb am 31.01.2023 11:49:
kann nicht sein schrieb am 31.01.2023 11:38:
wenn man sich ernsthaft mit dem Krieg in der Ukraine befasst, also wenn man das Narrativ "Russland hätte die Ukraine überfallen, und deswegen müssen wir ihr helfen" als das behandelt was es ist (eine Erzählung zu den Ereignissen, die die gewünschte Parteinahme erzeugen soll), dann stößt man unweigerlich auf einige der oben genannten Namen.
Leider geht der Autor nicht näher auf Brzeziński ein, vielleicht kommt das aber noch.
Der MIK mag sich über den Blankoscheck freuen, der Grund für den Krieg ist das aber nicht.
Es lohnt sich jedenfalls sich mit den div. öffentlich verfügbaren Quellen auseinander zu setzen.
Tja, Brzeziński selbst hatte/hat mit der Ukraine herzlich wenig zu tun, außer seinem berühmten Satz "Mit der Ukraine ist Russland ein Imperium, ohne sie nicht". Der wird aber interessanterweise von allem Seiten der Diskussion ziemlich ignoriert.
Das ist der Abschnitt:
“Die Ukraine, ein neuer und wichtiger Platz auf dem eurasischen Schachbrett, ist ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt, weil ihre bloße Existenz als unabhängiges Land dazu beiträgt, Russland zu verändern. Ohne die Ukraine hört Russland auf, ein eurasisches Imperium zu sein. Russland kann ohne die Ukraine immer noch den Status eines Imperiums anstreben, aber es würde dann zu einem überwiegend asiatischen imperialen Staat werden, der mit größerer Wahrscheinlichkeit in schwächende Konflikte mit erregten Zentralasiaten hineingezogen werden würde, die dann über den Verlust ihrer jüngsten Unabhängigkeit verärgert wären und von ihren islamischen Mitstreitern im Süden unterstützt würden. Auch China würde sich angesichts seines zunehmenden Interesses an den neuen unabhängigen Staaten in Zentralasien wahrscheinlich gegen eine Wiederherstellung der russischen Vorherrschaft über Zentralasien wenden. Erlangt Moskau jedoch die Kontrolle über die Ukraine mit ihren 52 Millionen Einwohnern, ihren bedeutenden Ressourcen und ihrem Zugang zum Schwarzen Meer zurück, erhält Russland automatisch wieder die Mittel, um ein mächtiger imperialer Staat zu werden, der Europa und Asien umfasst. Der Verlust der Unabhängigkeit der Ukraine hätte unmittelbare Folgen für Mitteleuropa und würde Polen zum geopolitischen Dreh- und Angelpunkt an der Ostgrenze eines vereinten Europas machen.”
Und da haben wir das worum es im Krieg in der Ukraine wirklich geht: Russland zukünftigen Status. Nur mit der Ukraine gehört Russland zu den Großen, kann mit China und anderen auf Augenhöhe verhandeln. Ohne die Ukraine ist es nur noch das Athen zu Bejings Rom, das für dieses immer bedeutungsloser wird so wie Großbritannien nach dem 2. Weltkrieg. Deshalb marschierte Putin direkt auf Kiew, deshalb muss er auf einer Fortsetzung des Krieges bestehen um zumindest das Ziel einer von Russland abhängigen Ukraine zu erreichen: wenn die Ukraine langfristig von Russland unabhängig bleibt, egal ob als Folge einer russischen Niederlage oder eine Kompromisses, ist Russland nur noch eine Macht 2. Ranges.
Welch Wunder das man sich in Moskau gezwungen sieht alles auf einen militärischen Sieg zu setzen, koste es was es wolle.
Und umgekehrt ist das Grund dafür, dass der Westen und insbesondere die USA seit Anfang der 2000er Jahre alles daran setzen, die Ukraine fest im Westen zu verankern.
Neben der Ukraine ist auch Georgien nicht unwichtig. Strategisch nicht ganz so elementar, ist Georgien aber ein weiterer Baustein der Einkreisung Russlands.Das dürfte das Zielszenario sein: Georgien und Ukraine in der NATO, auf der Krim ein US Militärstützpunkt, Assad in Syrien stürzen, die Ostsee als NATO Binnenmeer. Russland ökonomisch soweit schwächen, dass es irgendwann aufgibt, oder sich zumindest die Rüstung nicht leisten kann, die es bräuchte um weiter dagegen zu halten.
Syrien, Georgien etc. sind da eigentlich egal. Es geht auch weniger darum Russland zu schwächen als dafür zu sorgen das es schwach bleibt. Mit seiner Bevölkerung von 145 Mio. fehlt Russland einfach schon die Masse um zu den wirklich Großen zu gehören. Mit der Ukraine (und dann natürlich Weißrussland) wären es über 200 Mio. und damit kommt man schon in Schlagdistanz. Bevölkerungszahl allein ist natürlich nicht alles, Industrie und Ressourcen kommen auch hinzu und zumindest bei den Ressourcen ist Russland stark.
Die USA haben sich jedenfalls zum Ziel gesetzt das die Ukraine nicht zu Russland kommt. Und sie haben gegenüber Russland einen großen Vorteil (einen den Russland vor dem Krieg selber zu haben glaubte): die ukrainische Bevölkerung will nicht zu Russland, was auch immer da vor dem Krieg an Sympathien gewesen sein mag ist jetzt weg. Oder anders formuliert gesagt Russland hat in wenigen Monaten geschafft woran der Westen in über 10 Jahren im Irak und Afghanistan gescheitert ist: Nationbuilding.