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mehr als 1000 Beiträge seit 01.12.2023

Kann man machen, ist aber Diebstahl

Vornweg: russische Oligarchen bedürfen weder meiner Verteidigung noch will ich, dass sie jemand durch meinen Beitrag verteitigt sieht. Es geht um mal etwas ganz einfaches: Vertrauen.

Die russischen Oligarchen haben einen Teil ihres Vermögens in Europa eingesetzt. Die haben das gewiss nicht auf die Sparkasse geschafft, sondern in Wertpapiere investiert, z.B. Aktien bzw. Fonds. Dafür gehen auch Multimillionäre über entsprechende Dienstleister, z.B. Direktbanken und haben dort ihre Anlagen.

Jetzt gibt es diese unselige Angelegenheit in der Ukraine. Russland wird seit Jahren mit steigender Härte sanktioniert und wurde auch aus dem SWIFT-Abkommen gekegelt, d.h. Geldtransfers zwischen Russland und EU-Staaten ist gar nicht mehr so einfach möglich. Das merken beispielsweise viele deutschrussischen Rentner, die einen Teil ihrer Rente eben aus Russland beziehen - und jetzt nicht mehr erhalten können. Da hilft nur der Gang zum Konsulat.

Eine der ersten Aktionen der EU nach Kriegsbeginn war, die russischen Vermögenswerte "einzufrieren". Das heißt: das Geld sitzt fest in den Vermögensanlagen, die Besitzer haben keinen Zugriff darauf und erhalten auch keine Erträge aus Gewinnausschüttungen, Wertsteigerungen usw usf. Das ganze wird in Brüssel als Teil des Sanktionspakets begriffen - nur werden halt nicht nur Staat und Unternehmen sanktioniert, sondern eben Privatpersonen. Die Idee dahinter: die um ihr Vermögen gebrachten Oligarchen sollen sich an (und gegen) Putin wenden, damit der zurücktritt und der Krieg endet. Das hat bislang eher nicht so geklappt.

Nun ist "einfrieren" nicht gleich "stehlen". Noch gehört formal das Geld den Investoren, Oligarchen usw, auch wenn sie keinerlei Zugriff darauf haben. Allein das sorgt für erhebliche Verstimmungen, aber noch besteht das grundsätzliche Verständnis, dass nach Ende des Krieges auch die Sanktionen gelockert werden und die Vermögenswerte wieder freigegeben werden. Es gibt also trotz allem noch ein gewisses "Vertrauen".

Will man das Vertrauen ruinieren, kann man aber das Geld einfach requirieren und ausgeben, z.B. für den Wiederaufbau der Ukraine. Dann hat man aber nicht nur das Vertrauen einiger russischer Oligarchen verloren, sondern auch das aller anderen Menschen auf dem Planeten auch, die bislang Geld in der EU investiert haben. Welcher chinesische Milliardär würde noch was in die EU packen, wenn nicht sicher ist, wann China zum nächsten Gegner erklärt wird (siehe USA)? Wie sieht es aus mit Indien, diversen südamerikanischen Staaten oder den Ölscheichs? Bislang haben die alle kräftig in den europäischen Raum investiert und beobachten sehr genau, was mit den russischen Vermögenswerten gemacht wird. Wenn das Geld also eingezogen wird und nicht an die Eigentümer geht, dann könnten chinesische, arabische oder indische Oligarchen entscheiden, ihr Vermögen ist nicht sicher und ziehen es aus Europa ab.

Damit die an ihr Geld kommen, müssen die aber ihre Investitionen abstoßen, z.B. Wertpapiere, Aktien & vieles, vieles mehr. Auf einmal werden gewaltige Aktienmengen freigesetzt, der Schwarze Freitag 1929 wäre dann Kindergarten gewesen verglichen mit dem, was in so einem Szenario drohen würde. Die Börsen in Europa würden ins Bodenlose fallen und über Nacht würden stabile Unternehmen wertlos werden. Die EU wäre ruiniert, Frankreich wäre bankrott, Deutschland wäre bankrott, die gesamte alte Welt wäre am Ende.

Also ich halte das für keine gute Idee, die russischen Vermögenswerte umzueignen.
Aber vielleicht ist das ja auch die Idee, wenn sie aus den USA kommt?

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.06.2024 18:20).

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