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  • Gotan

mehr als 1000 Beiträge seit 31.08.2000

Die Griechenlandberichterstattung ist exemplarisch für aktuellen "Journalismus"

... gerade die Meinungsäußerungen und das ausdrückliche Ziel 3/4 aller Journalisten Meinungen beeinflussen zu wollen sind konträr zu einer angemessenen, auch nur halbwegs ausgewogenen Berichterstattung.

Ziel guten Journalismus sollte es sein, die Leser möglichst ausgewogen zu informieren, so dass diese sich eine informierte Meinung bilden können. Stattdessen wird dem Leser eine fertige Meinung vorgesetzt die er zu übernehmen hat. Tut er das nicht und beschwert er sich gar noch, dann lamentieren die Journalisten statt ihre eigenen Fehler einzusehen.

Offenbar erachten solche Journalisten ihre Leser nicht als mündig. Die Leser werden konsequenterweise wie kleine Kinder behandelt, und wer nicht folgt, der wird ausgeschimpft.

Mir geht diese bevormundende Berichterstattung nur noch auf den Wecker. Ich denke es verstärkt auch die Bildung von Filterbubbles: Wenn man mit der Meinung des Journalisten nicht übereinstimmt liest man's halt nicht, und so lesen immer mehr nur noch das, was zu ihrer Meinung passt. Würde man nicht in nahezu jedem Artikel inzwischen mit der Meinung des Journalisten penetriert, dann würde vermutlich auch weniger gefiltert.

Ein weiteres Problem ist die oft einseitige, eingeschränkte Themenwahl wie auch die Auswahl der berichteten Fakten, wie das im Artikel ja auch angesprochen wurde, z.B. die Fokussierung auf eine "deutsche" Sichtweise.

Allgemein ist das Problem, dass sich ein "Mainstream" auf ein Narrativ zu einem Thema "festlegt" (durch verschiedene Mechanismen, ein wesentlicher dürfte eine Art Echokammer-Effekt sein), verstärkt was zum Narrativ passt und ausblendet was nicht passt. Das ist dann nicht besser als Stammtischpalaver: Konformität statt Pluralität.

Spalten sich die Echokammern auf, dann spiegelt sich das als Gräben in der Gesellschaft wieder in denen verschiedene Gruppierungen sich die Medien danach aussuchen wie konform sie mit dem eigenen Weltbild sind. Das führt zu einem selbstverstärkenden Effekt der die Gräben weiter vertieft.

Da ein als "neutral" wahrgenommenes Informationsangebot nicht mehr existiert wird die Schnittmenge auf die man sich einigen kann, und die möglicherweise geeignet wäre Gräben zu überbrücken immer kleiner. Am Ende stehen sich die Blöcke unversöhnlich gegenüber, die einen können nichtmal nachvollziehen, wie ihr Gegenüber zu seiner Meinung kommt.

Was die Journalisten davon haben ist fraglich, denn sie predigen nur noch dem Chor, rennen bei ihrem Publikum offene Türen ein, und verstärken bei anderen nur noch die Ablehnung. Die Konsequenz ist eine immer stärkere Polarisierung.

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