Infotainment & Pop

Ich finde es gar nicht so schlimm, dass die FAZ konservativ ist und die taz links. So war das schon immer, und man hat das Meinungsvielfalt bzw. Pressevielfalt genannt. Beunruhigend ist, dass das Niveau durch die Bank gesunken ist, also auch die Seriosität. Die Pop-Kultur bestimmt heute auch die Nachrichten, selbst in den ÖR. Mehr denn je geht es um Auflage und Quoten.

Eigentlich hat das kecke Augenrollen einer TV-Journalistin im Anschluss an einen Bericht nichts, aber auch wirklich gar nichts in einem Nachrichtenformat zu suchen, denn es ist bereits ein Kommentar, eine Meinungsäußerung. Aber wenn man's locker, flockig und verständlich machen will, geht es kaum anders. Mit der Maßgabe, komplexe Vorgänge auf einen leicht verdaulichen Brei herunterzubrechen und dem Nachrichtenkonsumenten das Denken zu erleichtern- eine Verschiebung des Informationsauftrags weg von reiner Information hin zu einem Rundum-Service - wird Parteilichkeit bereits grundgelegt. Wie soll man denn auch mit den Augen rollen können, wenn es nichts und niemanden gibt, dem es gelten könnte? Varoufakis mal wieder, dieses Schlitzohr!

Und wenn die Dinge schon mal so aufs Gleis gebracht wurden, dann bietet man dem Leser/Zuschauer auch die Story, an die er sich als Konsument leichter Popmusik und niveauloser Unterhaltungsfilme bereits gewöhnt hat: Gut gegen Böse. Auf der einen Seite der ehrliche, arbeitsame und rechtschaffene Schäuble (für uns, Deutschland), auf der anderen Seite die unbekümmert die Kohle verschwendenden, gierigen Griechen. Dass selbst ein ÖR-Korrespodent der Versuchung nicht widerstehen konnte, ein ehemals seriöses Nachrichtenformat mit derlei Quatsch aufzulockern, ist schon beängstigend. Sportreportern, die ein WM-Spiel kommentieren, würde man das verzeihen. Aber nicht einer DLF-Journalistin, die Schäuble allen Ernstes fragte, ob er nicht manchmal verzweifle an den Griechen.

Eine bewusste Manipulationsabsicht steckt nicht dahinter. Es ist einfach Pop. Was die Sache im Ergebnis natürlich nicht besser macht.