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  • Stephan Geue

221 Beiträge seit 22.10.2008

Re: Geld = Schuld

Da ist ein typischer Arbeitnehmer, der sich eine neue Küche "gönnen" möchte, sie sich aber nicht leisten kann. Also nimmt er einen Konsumkredit auf...

Dass die Bank für 5 Jahre selber keinen Zugriff auf das verliehene Geld hat bzw. 5 Jahre lang für den verliehenen Betrag selber geradesteht ist die eigentliche Dienstleistung. Wenn der Schuldner nicht zurückzahlt, darf die Bank für den Betrag aufkommen.

Sortieren wir mal zwei wesentliche Dinge auseinander. Dass die Bank quasi gleich noch ein Kreditausfallversicherungsinstitut ist, das ist eine echte Dienstleistung. Es gibt ein Ausfallrisiko größer Null, das - wie das bei jeder Versicherung der Fall ist - mit einer kalkulierten Versicherungsprämie belastet werden muss. Manche Banken bieten jetzt schon zusätzlich zum Kredit eine solche Versicherung an, so quasi nach dem Motto: Wenn du deinen Job verlierst, verlierst du wenigstens nicht auch noch dein Haus. Wie das im Einzelfall ausformuliert ist, weiß ich nicht. Aber dort wird der Versicherungsaspekt zumindest transparent.

Bei dieser Dienstleistung geht es weniger darum, dass die Bank wirklich etwas leistet im Sinne von Zeit und vergossenem Schweiß, sondern um eine Art Wettbüro, was Kreditausfälle managt. Gehst du pleite, hast du gewonnen, denn du kriegst mehr zurück, als du an Prämien eingezahlt hast. Gehst du nicht pleite, hast du verloren, denn deine Einsätze siehst du nie wieder. - Mal ein bisschen platt formuliert. Jedenfalls geht das mit den Wetteinsätzen, Versicherungsbeiträgen, Zinszahlungen *so weit* in Ordnung.

Aber daran wäre für die Bank ja nichts zu verdienen, sondern das würde lediglich Verluste verhindern. Und hinzu kommt: Je weiter der Kredit zurückgezahlt ist, desto geringer müsste dieser Anteil werden, denn der Ausfall eines z.T. zurückgezahlten Kredits ist ja kein so großer Verlust mehr wie gleich zu Beginn.

Dass die Bank für 5 Jahre selber keinen Zugriff auf das verliehene Geld hat ...

Ja, das ist nun eines der großen Missverständnisse im Geldverleih: dass jemand auf etwas verzichten müsste. Genauer: Dass für jeden als Kredit ausgereichten Betrag jemand auf eben diesen Betrag verzichten müsste. Der Kredit wird per Geldschöpfung ausgereicht. Das Geld, das da verliehen wird, hat niemand eingezahlt. Beziehungsweise - im Zeitalter von 1...2 Prozent Barreserve - ein Fünfzigstel bis ein Hundertstel dessen, was da ausgezahlt wird, hat jemand eingezahlt, und *darauf* mag jemand derweil verzichten - sonst niemand und auf nichts. Und das ist so sehr vernachlässigbar, dass wir dieses Argument getrost verwerfen können, jedenfalls in Relation zu den Kreditausfallrisiken und den Verwaltungskosten im Zusammenhang mit der Gewährung eines Kredits.

Dass die dafür verlangte Vergütung ungefähr proportional zur verliehenen Summe und zur Laufzeit ist, sollte logisch erscheinen. Und läuft damit auf eine Prozentzahl hinaus.

Diese Logik ist mit der vorgenannten hinfällig. Andernfalls wäre sie nachvollziehbar.

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