Species 8472 schrieb am 16.04.2017 13:10:
Anscheinend hat sich Räwel noch niemals näher, jedenfalls nicht erfolgreich, mit der Frage beschäftigt, woher Geld eigentlich seinen Wert bekommt, seine Kaufkraft – für ihn ist das anscheinend eine bloße Vertrauens-, mithin Glaubenssache.
verbunden mit
... diese hat es nur, weil es in der deutschen bzw. Euro-Wirtschaft noch eine hohe ... Wahrscheinlichkeit dafür gibt, dass in die Wirtschaft investiertes Geld mit Gewinn zurückkommt.
Es ist also doch "nur Hoffnung".
Nein. Wahrscheinlichkeiten, auch wenn sie sachlich begründet zugemessen werden, haben zwar notwendigerweise immer einen "Hoffnungs"-Aspekt, sind aber nicht nur Hoffnung.
Und Hoffnung, ganz gleich, ob man sie in mathematische Formeln presst oder nicht, ist ... Was? "Physisch messbarer Wert"? Oder doch eher mit "Religion" eng verwandt?
Weder noch. "Physisch messbarer Wert" hat niemand behauptet, das kann eine prognosenbasierte Bewertung gar nicht sein, "Religion" ist sie aber deswegen noch lange nicht.
"Religion" ist nur, ein System, das auf solchen Mechanismen basiert, in irgendeiner Form für sinnvoll oder gar menschengerecht zu halten.
Kürzen wir es ab: Das Geld verliert an dem Tag seinen Wert, an dem verkündet(!) wird, dass es keinen Wert mehr hat. Dann verlieren alle Partizipanten - Achtung! - Hoffnung und Glaube daran. Und dann bekommst du nicht einmal mehr den Gegenwert des Papiers, auf dem die "aufgeladenen Zahlen" stehen, als Gegenleistung...
Das ist falsch. Es genügt nicht, dass jemand irgendetwas "verkündet". Erst wenn in einem Währungsraum das Mehr-Geld-aus-Geld-Machen nicht mehr funktioniert, werden die Menschen für das Geld dieses Währungsraums irgendwann nichts mehr kaufen können. Solange das funktioniert, kann da "verkünden", wer will.
Dabei ist es völlig unerheblich, wie viel "Aufladung" es durch reale/physische Wirtschaftsleistung bekommt. Das kannst du auch an jeder x-beliebigen "Krise" ablesen: Der Wert des Geldes sinkt dann nicht auf den "realen Gegenwert seiner Aufladung", "ent-blast" sich also nicht; sondern er sinkt in jene Tiefen, wo das - Achtung! - Vertrauen es auffängt.
Nun, ich behaupte das Gegenteil...
Im Zweifel eben auch ins Bodenlose; denn eine "reale Aufladung" ist nicht (real/physisch) messbar...
Dass sie nicht "physisch messbar" ist, heißt nicht, dass sie nicht existiert. Ohne erfolgreiche Kapitalverwertung im Währungsraum kann Geld in diesem Wirtschaftssystem keine nennenswerte Kaufkraft haben, und keinen nennenswerten Tauschwert gegenüber anderen Währungen.
Deshalb die Behelfe mit der Kopplung an (messbar knappe) Ressourcen, wie Gold, Tulpenzwiebeln, etc.
Die noch aus vorkapitalistischen Zeiten stammen. Ganz andere Verhältnisse – und auch anderes Geld.
Und deshalb die Behelfe mit der Kopplung an "objektive" Steuerungs-Partizipanten, also quasi - Achtung! - "Vertrauens-Vermittler", wie Zentralbanken.
Es ist ein Jahrtausende alter und seit Jahrtausenden Tausende Male widerlegter Irrglaube, zu antizipieren, man könne Geld "real aufladen", seinen Wert also quasi "verdinglichen".
Was in vorkapitalistischer Zeit galt, erlangt auch durch keine noch so lange Tradition Belegwert für etwas, das unter wesentlich geänderten Rahmenbedingungen stattfindet.
Doch dieser Irrglaube ist zentrales Dogma der Wertsteuerung des Geldes, denn ohne ihn bräche - Achtung! - das VERTRAUEN INS GELD stante pedes zusammen.
Nope. Solange in einer Volkswirtschaft die Kapitalverwertung funktioniert, d.h. dass in die Wirtschaft investiertes Geld in der Warenproduktion zuverlässig zu mehr Geld wird, braucht es überhaupt kein "Vertrauen" ins Geld, sondern nur in die Wirtschaft. Der Wert kommt dabei automatisch, und Geld ist im herrschenden System nur die Form, in der er sich ausdrückt.
Und dass all das trotz all der Blasen-Bildungen immer noch funktioniert, hat mit einer einzigen Sache zu tun: Religion. Der feste und ungebrochene Glaube an einen zugleich materiellen und immateriellen Gott; auch, wenn die Fakten eine andere Sprache sprechen.
Wie anfangs angedeutet, gibt es in jeder prognosenbasierten Wahrscheinlichkeitsabschätzung Aspekte von Hoffnung, und selbstverständlich basiert das kapitalistische Wirtschaftssystem zu großen Teilen auf quasireligiösen Dogmen. Das grundlegende Prinzip, wie im Kapitalismus Wert entsteht und sich in Geld ausdrückt, d.h. wie Geld Wert erhält, ist aber kein glaubensgesteuertes. Richtig ist, dass Glaubensaspekte dort immerhin hineinwirken – und das wiederum erklärt die Zeitverzögerung, mit der Blasen platzen. Irgendwann platzen sie aber, und irgendwann ist die Fete vorbei – da kann dann weiter dran glauben, wer will, er wird für seine Euros, Dollars, Renminbis nichts mehr kaufen können.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.04.2017 13:43).