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  • Prof. Dr. Klaus Moegling

322 Beiträge seit 02.05.2019

An alle, die meine Aussagen fehldeuten (möchten)

Diese Aussage bezieht sich jetzt auf diejenigen, die meine Kritik an Wagenknecht als ein (unterkomplexes) Übersehen historischer Ereignisse im Vorfeld des Überfalls auf die Ukraine deuten: Dies habe ich keineswegs getan, denn ich kritisiere eine weit verbreitete Haltung innerhalb des Teils der ehemals Moskau treuen 'Linken', kurz die Völkerrechtswidrigkeit des russischen Angriffs anzusprechen und sich dann die meiste Zeit einseitig negativ über die NATO auszulassen. Ich selbst bin der Auffassung, dass die NATO insbesondere Anfang des Jahrhunderts deutlichere Schritte auf Russland hätte zugehen müssen. Damals wurde die Chance für ein gemeinsames Sicherheitsbündnis sowohl in Europa als auch mit der NATO vertan. Dennoch kann der Wunsch der osteuropäischen Staaten und jetzt auch von Schweden und Finnland nicht als Aggression der NATO gewertet werden sondern als der Versuch, sich unter den Schutzschirm der NATO angesichts einer nachvollziehbaren Bedrohung von der russischen Seite zu begeben. Man sieht an der Ukraine, was passiert, wenn dieser Schutzschirm der NATO noch nicht vorhanden ist.
Im Übrigen kann man auf meiner Webseite, wo mein Buch 'Neuordnung. Eine friedliche und nachhaltig entwickelte Welt ist (noch) möglich' im open access vollständig auf Englisch publiziert ist, an vielen Stellen nachlesen, dass ich auch gegenüber den USA ein durchaus kritisches Verhältnis einnehme: https://www.klaus-moegling.de/international-edition/
Die USA, die derzeit um ihr Überleben zumindest als Demokratie im eingeschränkten Sinne kämpfen, haben in der Vergangenheit eine Reihe imperialistischer Kriege, z.B. den Vietnam-Krieg, begonnen und auch massive durch den UN-Generalsekretär kritisierte Völkerrechtsverletzungen begangen, z.B. im 2. Irak-Krieg. Dennoch kann dies keine Legitimation und Relativierung der russischen Aggression sein! Darauf wollte ich mit meinem Hinweis auf bewusstes Unterlassen einer komplexen Sichtweise hinweisen. Man überbetont die historische Entwicklung (verbunden mit einer einseitigen Schuldzuweisung) und entlastet damit den russischen Aggressor. Das sehe ich dann als Versuch historischer Relativierung, ohne Fehler der NATO und imperiale Interessen insbesondere der USA in der Vergangenheit übersehen zu wollen.
Auch sollten sich diejenigen, die einseitig die NATO kritisieren und abwerten, mal mit den Menschen auf der Straße unterhalten. Die meisten Menschen sind froh, dass es jetzt einen gewissen Schutz durch die NATO gibt. Auch sollte man darüber nachdenken, warum die Partei 'Die Linke' derzeit so wenig Stimmen bekommt. Die einseitige Kritik an der NATO von Teilen dieser Partei kommt in der Öffentlichkeit - neben den parteiinternen Problemen - nicht gut an. Den derzeitigen Niedergang der Linken als massenmedialen Propaganda-Erfolg zu interpretieren, halte ich wiederum für eine unterkomplexe Einschätzung.

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