Gerd Antes: "Die Bedeutung fachlichwissenschaftlicher Grundprinzipien und die Folgen ihrer Missachtung"
Also lesen:
https://www.monitor-versorgungsforschung.de/wp-content/uploads/2023/05/MVF0323_Schrappe-etal.pdf
Thesen zum Versagen in DE:
1. Zu keinem Zeitpunkt gab es ein „Handeln unter Unwissenheit“, sondern die relevanten Informationen lagen bereits Mitte März 2020 vor.
2. Der „Krieg gegen das Virus“ widerspricht modernen Konzepten, die Epidemien als ein soziales Ereignis verstehen, und steht für ein absolutes, reduktionistisches naturwissenschaftliches Denken.
3. Die ärztliche und pflegerische Fachkompetenz zu modernen Konzepten von Infektionssteuerung und Präventionsstrategien wurde missachtet.
4. Die Bilder von Bergamo und die in Modellen antizipierten „Millionen Tote“ stehen in klarem Kontrast u. a. zum Obduktionsverbot oder zu der Unfähigkeit, exakte Sterblichkeitszahlen zur Verfügung zu stellen. (...)
5. Ob in Krankenhäusern, in stationären Pflegeeinrichtungen oder bei der ambulanten Pflege zu Hause: Durch totale Isolierungen und Abschottungen bei pflegebedürftigen Menschen wurden fundamentale Standards verletzt.
6. Gut durchgekommen? (...) besonders Kinder und Jugendliche litten mehr unter den Maßnahmen als unter dem Virus. Die Folgen von Lockdowns und Schulschließungen sind verheerend.
7. Die in jahrzehntelanger Auseinandersetzung erreichte Ausrichtung des Gesundheitssystems (und der Gesundheitsforschung) am Grundsatz der Patientenorientierung wurde schlagartig zu einem paternalistischen System zurückentwickelt.
8. Die Erfolge der evidenzbasierten Medizin (EBM) und des auf die Alltagswirksamkeit gerichteten Health Technology Assessment (HTA) wurde im Rahmen der Corona-Maßnahmen nicht genutzt und stattdessen aus der Auseinandersetzung um den Nutzen von Corona-Maßnahmen aktiv verdrängt.
9. Entgegen dem zentralen Trend der letzten 30 Jahre, in denen man lernte, die Gesundheitsversorgung und das gesundheitspolitische Politikfeld aus komplexitätstheoretischem Blickwinkel zu verstehen und zu lenken, ist man im Rahmen der Corona-Epidemie wieder in einen rein linearen Umgang mit sozialen Prozessen zurückgefallen.
10. Der Versuch, die Epidemie in Deutschland mit mangelhaften Daten zu steuern, ist gescheitert und muss als Kardinalfehler bezeichnet werden.
11. Ein klassisches Führungsdefizit: statt Vorbildfunktion Nutzung der Corona-Krise zu anderen Zwecken.
12. Mangelnde Vertrauensbildung: Druck erzeugt Gegenwehr.
13. Hilfloses „Weiter so“ statt gekonnter Risikokommunikation.
14. Die politischen Anreize zu einem angstgetriebenen Pandemiemanagement waren insgesamt zu stark, erwiesen sichallerdings als nicht nachhaltig. Übrig bleiben erneut langfristige ‚Kollateralschäden‘ (...)
Mein Fazit: Operation gelungen, Patient tot.