Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass Russland bzw. die USA ein Interesse daran haben sich in der Ukraine in einen Krieg gegeneinander treiben zu lassen. So wichtig ist die Ukraine weder für Russland (auch wenn die Propaganda anderes behauptet) noch für die USA, wo es bereits deutliche Bestrebungen gibt, den Einsatz (und die möglichen Verluste) zu begrenzen und sich auf den weit gefährlicheren Gegner China zu konzentrieren.
Es ist vor allem die Angst der Ukraine, dass sich die beiden hinter ihrem Rücken einigen und die Ukraine in ein zwischen den Machtblöcken geteilten Staat wie Korea, Vietnam, Deutschland verwandeln könnte. Das wäre zwar ein Rückfall in die Denkmuster des Kalten Krieges, den man überwunden glaubte, aber das wäre für beide zu verschmerzen, wenn es das derzeitige Patt überwindet. Russland hat aber selbst mit der törichten Annexion ukrainischer Gebiete diese Lösung verbaut: die vorgenannten geteilten Staaten waren immer als Provisorien gedacht, niemals hat einer der Blöcke seinen Teil als eigenes Territorium beansprucht. Insofern liegt eher die Parallele mit dem ebenfalls ungelösten Fall Taiwan nahe.
Ich bezweifle, das Verhandlungskonzepte eine reale Chance haben, die letztlich darauf hinauslaufen zuerst der Ukraine die Unterstützung (und damit die Möglichkeit, sich zu verteidigen) zu nehmen und dann über einen "Land für Frieden"-Deal nach russischem Gusto zu reden, der eine Rest-Ukraine vor russischen Gnaden zurücklässt und die Russifizierung der eroberten Gebiete legalisiert.