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634 Beiträge seit 16.11.2014

Mal allgemein zur Krim (und @ Aquinatus' 15%)

Ein wenig lang geworden, sorry, aber das muss so.
Bitte nimm dir die drei Minuten, und lies es ganz (ich mein speziell
Aquinatus).

Es gibt drei repräsentative Umfragen, welche das Referendum vom
16.3.2014 bestätigen, wo gut 82% aller wahlberechtigten Krimer für
den Anschluss an Russland gestimmt haben:

1.) Die PEW-Studie von April 2014, nach der 88% der befragten Krimer
das Ergebnis des Referendums bestätigen.
> http://www.pewglobal.org/2014/05/08/despite-concerns-about-governance-ukrainians-want-to-remain-one-country/

2.) Eine Gallup-Umfrage, ebenfalls von April 2014, nennt 82,8%.
> http://www.bbg.gov/wp-content/media/2014/06/Ukraine-research-brief.pdf

3.) Die im Artikel verlinkte GfK-Studie von Januar 2015, nach der 93%
den Anschluss an Russland unterstützen.
> http://www.gfk.com/ua/documents/presentations/gfk_report_freecrimea.pdf

.

Kritiker und Zweifler berufen sich jedoch immer wieder gerne auf den
Bericht des "Menschenrechtsrats beim russischen Präsidenten" von Ende
April 2014.

> http://tinyurl.com/mou77az

Der unbedarfte, nur Deutsch verstehende, sich für die Krim
interessierende Leser wird dessen Ergebnisse zum Beispiel bei
Wikipedia finden:

> Laut dem Bericht hätten "50 bis 60 Prozent der
> Stimmbürger für den Anschluss gestimmt, bei einer
> Wahlbeteiligung von 30 bis 50 Prozent".

> http://de.wikipedia.org/wiki/Referendum_%C3%BCber_den_Status_der_Krim

Außerdem steht da, dass angeblich (laut ukrainischer Medien) die
Zahlen verändert worden wären, anfangs habe da nur "Wahlbeteiligung
30%" gestanden, geändert auf "30 bis 50%".

Was nicht stimmt!

Der Bericht, die einzelnen Ergebnisse, eigentlich Thesen, wurden
nicht geändert. Es wurde nur eine Einleitung davor gesetzt, mit der
Bitte an Medienvertreter, die Inhalte nicht verzerrt wiederzugeben,
und vor allem zu beachten, dass es keine repräsentativen Ergebnisse,
sondern Einzelmeinungen sind, die der Bericht thesenhaft aufführt.

.

Eine Person dieses Menschenrechtsrates, Yevgeniy Borbov, war vom 15.
bis 18. April auf der Krim.
- genauer: in den Städten Sevastopol und Simferopol.

Er hatte einen ganzen Fragekatalog zu Problemen, die sich durch den
Anschluss der Krim an Russland ergeben (könnten). Dabei ging es in
erster Linie um rechtliche, ökonomische, finanzielle und soziale
Fragen, die er mit entsprechenden Krimer Spezialisten für diese
Fragen besprochen hat:
Beamte, Journalisten, Vertreter ziviler Organisationen, Anwälte,
Menschenrechtler, aber auch einfache Bürger.

Und eben diese Leute hat er unter anderem nach ihrer persönlichen
Einschätzung des Referendums gefragt. Diese deren Einschätzung, von
einer einzigen Person aufgezeichnet und wiedergegeben, liegt obigem
Wiki-Zitat zugrunde.

Ein Mann, in drei Tagen, wie repräsentativ kann das sein?

Es ist peinlich, dass viele Medien (unter anderem russische
wohlgemerkt) meinen, man könne diesen Bericht derart ernst nehmen,
wie sie es plakativ tun - und auch noch unterstellen, man habe an
dieser absolut nicht repräsentativen "Umfrage" Borbovs auch noch
etwas ändern müssen...

.

Dieser Bericht beweist nur eins:
Die Unabhängigkeit des "Menschenrechtsrats beim russischen
Präsidenten" (und analog dazu vieler anderer Institutionen der RF!),
und dass das russische Establishment (unter anderem auch auf der
Krim), im Gegensatz zu weiten Teilen der Bevölkerung, eher
transatlantisch orientiert ist.

Und nur deswegen ist der Westen derart aggressiv, arrogant und
kompromisslos.

Man vertraut darauf, dass "unsere" Leute in der RF das Ruder schon
noch rechtzeitig herumreißen werden...

Werden sie aber nicht.

Scheint, als setze sich diese Einsicht gerade zumindest in der EU
durch.

Deshalb dieser Affront, dass Berlin und Paris gleichzeitig mit
Washington in Kiev sind, man sich aber nicht begegnet, sondern gleich
weiterreist nach Moskau. Ohne sich mit Washington zu konsultieren,
und ohne irgendwelche Mitarbeiter, die Inhalte des Gesprächs zwischen
Merkel, Hollande und Putin hätten weitergeben können...

Deswegen flippte McCain heute ja auch so aus, während es allgemein
danach aussieht, als könnte es am Mittwoch in Minsk eine haltbare
Vereinbarung geben.

.

Leider glaub ich da jedoch nicht dran. Der Zug ist schon lange
abgefahren.

Kiev müsste sich dazu gegen die ultra-nationalistischen, teils offen
faschistisch auftretenden Paramilitärs durchsetzen. Die Kapazitäten
dazu hat Kiev jedoch nicht (mehr).

Die Würfel sind gefallen.

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