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mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2014

Für was kämpft man eigentlich?!

Das Narrativ der "heldenhaften Verteidigung der Unabhängigkeit, Freiheit und Demokratie" weht ja tagein, tagaus durch unseren heimischen Blätterwald und den Äther...

Doch was ist denn konkret die greifbare Motivation der Kämpfer?
Ist es die Aussicht, selbst als Lehrer oder Ingenieur dann EU-weit für ein paar UAH, die außerhalb des eigenen Landes nichts wert sind, LKW zu fahren, alle paar Monate mal die Familie zu sehen, oder sich als Leiharbeiter und "Entsendeter" in der untersten Klasse der Arbeiterschaft im teuren EU-Ausland wiederzufinden?

Wer sogar noch an die heimische Scholle, die man ja so zwanghaft verteidigt, gebunden ist, der darf dann für ukrainischen Lohn beim im Ausland sitzenden Oligarchen oder gleich für den amerikanischen "Investor" malochen oder den Grund und Boden bestellen, der nicht mal mehr einem anderen Ukrainer gehört.
Diejenigen, die etwas lukrativerere Jobs, v.a. in der IT, in Aussicht hatten, sind schon spätestens seit 2014 abgehauen und drücken die Branchenlöhne in Europa bereits...

Und später dann die Aussicht auf eine Rente, die selbst in der Ukraine zum Überleben nicht ausreicht?

Von all den tollen Versprechungen des Westens, der EU, kann man sich dann immer noch nichts leisten und ist am Ende u.U. noch deutlich ärmer dran, als zuvor.
Die DDR-Bürger haben ja auch von schicken Westautos, Fernreisen, Villen und Bananen geträumt, von Kohls "blühenden Landschaften" und sind dann bitter enttäuscht in Arbeitslosigkeit und Armut aufgewacht. Warum sollte es den Ukrainer anders ergehen?!

Sollte Russland es schaffen, ein funktionierendes Sozialsystem, kostenlose Gesundheitsversorgung und anständige Renten, ein angemessenes Lohnniveau und sichere Lebensmittelversorgung in den eroberten Gebieten aufzubauen, dann dürfte der Widerstand der Rest-Ukraine zunehmend schwinden und der Rückhalt der West-Orientierung tagtäglich mehr abnehmen. Wieviele, v.a. zwangsverpflichtete Rekruten, desertieren denn bereits jetzt?!
Wenn der Gegner ("Feind" passt dann schon nicht mehr und ist propagandistisch-ideologisches Blendwerk) das bessere Leben anbietet, dann ist auch dem Ukrainischen "Freiheitskämpfer" womöglich das Hemd näher als die Hose...

Dies wissend, wird der Druck und die Überwachung sicherlich derzeit maximal sein, auf einem Niveau, das nicht einmal die StaSi erreicht hat und das eher an eine GeStaPo erinnert. Gab es nicht schon spontane "Volkstribunale" gegen allzu "russlandfreundliche" Bürgermeister, denen das Wohl ihrer Bevölkerung wichtiger war, als ein abstraktes "Demokratie- und Souveränitätskonstrukt" aus der Kiewer Staatsführung?!
Gibt es nicht schon sofort vollstreckte standrechtliche Todesurteile gegen "Kollaborateure" und "Russlandfreunde"? Vor wem muss der Ukrainer, dem es schlicht um Überleben und einigermaßen Versorgungssicherheit geht, mehr Angst haben, vor dem "Diktator" und "Antidemokraten" Putin oder vor der eigenen Regierung, die sein Leben konkret bedroht, sollte er ideologisch nicht hundertfünfzig Prozent auf Linie sein und die ihm nichts versprechen kann als Glasperlen und "blühende Landschaften", weil sie, im Gegensatz zum Eroberer, der seine wirtschaftliche Stärke schon lange behaupten konnte, in Wirklichkeit nichts hat, was sie anbieten kann und einzig auf Pump lebt, von Krediten, deren Rückzahlung sie auch ohne Krieg seit diesem Jahr nicht mehr hätte leisten können?!

Und, nennt mich fatalistisch, ich sehe die Möglichkeit, dass in nicht allzu ferner Zukunft auch hierzulande noch mancher sehnsuchtsvoll nach Russland blicken wird und sich den Doppeladler über dem Reichstag wehend wünscht, wenn die Wohnung weg ist und es unter der Brücke im Winter nass und kalt wird, die aus dem Müll der grünen Villenviertel erbeuteten Essensreste den Magen umdrehen, so man sich im Kampf gegen die ganzen Konkurrenten um selbige denn kräftemäßig überhaupt behaupten konnte...
Und richtig bitter wird es sein für die, die noch Wohlstand geschmeckt haben, selbst wenn dieser bereits mit dem kapitalistischen Gift der Ausbeutung versetzt war...

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