Re:

pewoo schrieb am 13.06.2022 22:13:

Nach den Erfahrungen in der UdSSR wollen Ukrainer keine russische Herrschaft.
Viele der Länder des ehemaligen Ostblocks haben noch zu gut in Erinnerung, wie es unter sowjetischer oder russischer Herrschaft war.

Nicht umsonst hat die Ukraine sich als eine der ersten Teil-Repubilken losgesagt.

Hier geht aber so einiges durcheinander; Sie gehören wohl zu den "Spätgeborenen".

Fangen wir von hinten an:
1. Das Parlament der Ukrainischen SSR hat als 8. Republiksparlament am 16. Juli die Souveränität der Teilrepublik erklärt, gehörte damit nicht zu "einer der ersten", sondern lag genau in der Mitte der 15 Teilrepubliken (nach Estland, Litauen, Lettland, Georgien, Russland - ja Russland hatte seine Souveränität gegenüber "Russland" erklärt, Uzbekistan, Moldawien).
Siehe:
> https://tinyurl.com/242ncyb2

2. Die Bevölkerung der Ukraine wiederum sprach sich beim unionsweiten Referendum vom 17. März 1991 für den Erhalt der UdSSR und damit auch für den Verbleib der Ukraine in der Union aus (mit 70% der Stimmen bei 83,5% Wahlbeteiligung).
> https://de.wikipedia.org/wiki/Neuer_Unionsvertrag

Um das zu ändern musste Monate später in der Ukraine ein neues Referendum abgehalten werden.

3. Was genau soll man unter "russischer Herrschaft" während der Sowjetzeit in Bezug auf die Ukraine verstehen?
Zwischen 1964 und 1982 stand der Ukrainer Leonid Breschnew an der Spitze des Staates UdSSR (Chef des Politbüros), die Nummer zwei war währenddessen der Ukrainer Nikolai Podgorny ( zwischen 1965 und 1977 Vorsitzender des Obersten Sowjets), das Außenministerium leitete währenddessen der ukrainischstämmige Andrej Gromyko usw.
Mit Tschernenko stand 1984/1985 ein weiterer Ukrainischstämmiger an der Spitze des Staates.
Und Josif Dschugaschwili aka Stalin war, falls Sie das nicht wissen sollten, ebenfalls kein Russe.

Die UdSSR war 1922 als Staatenbund gegründet worden. Dort herrschte die KP, nicht "die Russen".

4. und zuletzt, was die von Ihnen erwähnten "Erfahrungen in der UdSSR" anbetrifft:
Sämtliche Industriebetriebe, die heute noch auf dem Gebiet der Ukraine übrig geblieben sind, stammen aus der Sowjetzeit. Die kapitalistische Ukraine hat das Kunststück hinbekommen, innerhalb von 30 Jahren überhaupt nichts Neues aufzubauen und das Übernommene auf Verschleiß zu fahren.
Sie hat 1918 als Agrarstaat angefangen und fällt wieder dahin zurück.

Wie drückte es Lech Walesa 2010 anlässlich der von Polen und der Ukraine gemeinsam ausgetragenen EM in einem Interview mit der ZEIT aus? "Die Ukraine hat gute Böden und wir liefern ihnen die Traktoren".