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Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Ein Artikel mit Auslassungen - ein paar Anmerkungen

Bei den vom Westen gelieferten modernen Waffen machen sich Verschleißerscheinungen bemerkbar. Wie die New York Times schreibt, sind aktuell nur zwei Drittel der westlichen Haubitzen einsetzbar, was die Feuerkraft der ukrainischen Artillerie stark einschränkt. Nahezu gleichzeitig meldet der Spiegel, dass auch die vierzehn modernen Panzerhaubitzen 2000 wegen Ersatzteilmangel außer Gefecht gesetzt sind.

Es ist nicht nur der Verschleiß und die fehlenden Ersatzteile (und die fehlenden Spezialisten für die Reparatur), sondern die Abwesenheit von passender Munition.
Das Kaliber der Nato ist 155 Millimeter und nur Nato-Länder können diese liefern.
Sie können aber nicht liefern, was sie gar nicht haben.
Der Skandal ist doch, dass diese Nato-Länder die Ukraine in einen industriellen Abnutzungskrieg geschickt haben und überhaupt nicht die industriellen Kapazitäten haben, um die Ukraine in die Lage zu versetzen, diesen durchzustehen.

Hier rächt sich, dass die Infrastruktur und der Ersatzteilbestand der Ukrainer auf russische Waffen älterer Bauart ausgerichtet sind, die vor dem Krieg von Kiew eingesetzt wurden.

Es "rächt sich" erstens höchstens, dass es sich um sowjetische (und nicht "russische") Waffen gehandelt hat, die Standard im Warschauer Pakt waren.
Zweitens hat eben dieser Standard dafür gesorgt, Polen war in der Lage, z.B. T-72 zu liefern, mit denen die Ukrainer bestens vertraut sind.
Und für die sie auch Munition haben, denn das Kaliber ist 125 Millimeter, während das der Nato für Kampfpanzer 120 Millimeter ist.
Solche "Kleinigkeiten" werden in der Regel in der Diskussion über "Kampfpanzer für die Ukraine" mal eben verschwiegen.

Was Gulka - drittens - auslässt ist, warum die "Feuerkraft der ukrainischen Artillerie" nicht mehr auf "Waffen älterer Bauart" basieren kann.
Die sind nämlich bereits zerstört.
Faktisch müsste man die Ausrüstung und Munition für eine komplett neue Armee liefern, wozu der Westen weder bereit, noch in der Lage ist.

"Manche High-Tech-Waffe aus Nato-Beständen zeigt jetzt ihre Schwächen nach langen, anspruchsvollen Kämpfen und das schwächt in der Tat die ukrainische Verteidigungsbereitschaft an der Front. Denn Ersatzteile, die erst aus dem Westen herbeigeschafft werden müssen, haben einen langen Anfahrtsweg zur Front."

Quark.
Die Panzerhaubitze 2000 wurde den ganzen Weg von der Front bis in die Niederlande und neuerdings bis in die Slowakei gekarrt, um dort repariert zu werden.
Selbst wenn man die Ersatzteile vor Ort hätte, es gibt keine Spezialisten für das System in der Ukraine, die müsste man erst einmal ausbilden.
Der eigentliche Punkt ist aber, dass Werkstätten für die Reparatur (von Panzern, Raketen usw.) gezielt durch Raketen angegriffen wurden und werden, so dass der MIK der Ukraine faktisch nicht mehr existiert.

Noch schlimmer ist, diese "modernen" westlichen Systeme wurden überhaupt nicht für die Belastungen dieser Art von Kriegsführung konzipiert und konstruiert.
Der Lademechanismus der Haubitze macht nach einigen Quellen bereits nach 100 Schuss am Tag schlapp.

Was insgesamt dazu führt, dass ukrainische Einheiten ohne Unterstützung durch Artillerie oder Luftwaffe Angriffe durchführen, die nur für die (sozialen) Medien gemacht werden, statt sich in Verteidigungsstellungen einzugraben.

"Es ist schon von seiner Tradition damit zu rechnen, dass das russische Oberkommando bei einer Offensive große eigene Verluste in Kauf nimmt."

Welcher "Stratege" hat das denn von sich gegeben?
Die Art der russischen Kriegsführung war bisher davon gekennzeichnet, wenig auf das eroberte Territorium zu geben, wenn der Preis viele tote Soldaten gewesen wären.
Der Abzug aus der Region und der Stadt Cherson ist das beste Beispiel dafür.
Die westlichen Medien sind inzwischen dazu übergegangen, die eigenen Projektionen für eine Analyse zu halten.

Zum thinktank Institute for the Study of War ein paar Worte: Er wurde gegründet von Kimberly Kagan, das ist die Ehefrau von Frederick Kagan und der ist Mitunterzeichner des "Project for the New American Century" gewesen. Robert Kagan ist der Bruder von Frederick und ist einer der Direktoren des Project for the New American Century und wiederum verheiratet mit Victoria Nuland.
Ja, die "Fuck the EU"-Vicky.
Eine schrecklich nette neocon Familie.

Die neueste Nachricht dieses sehr, sehr seriösen Instituts ist, den Russen gehen die "hochpräzisen Raketen aus". Das kommt für mich seit - Pi mal Daumen - März nicht mehr überraschend.

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