Es gibt schöne Ecken, Flaniermeilen, Strände usw.
Aber wenn man genau hinsieht stellt man fest, daß sehr viele Menschen dort nicht sind, sondern sich im Industriegebiet auf Betonplatten an den Strand setzen, wo es kostenlos ist. Rentner, die versuchen, ein paar erbärmliche Blumen aus dem eigenen Garten zu verkaufen, um ihre 40 Euro Rente aufzubessern (1 Brot kostet bereits 0,50 Euro). Die Oma, die barfuß in den Park geht und erzählt, daß ihr letztes Paar Schuhe kaputtgegangen ist. Beschiß an jeder Ecke, wie der Schaffner, der 2-Euro-Fahrkarten für 50 Euro vertickt. Runtergewirtschaftete Infrastruktur (aber genug Geld, um überall US-Flaggen hinzuhängen und jeden Stein blau-gelb anzustreichen). Neonazis, die alle zwei Tage die Straße blockieren, um vor Gerichten Krawall gegen "Verfolgung von Patrioten" zu machen. Anwohner, die diese dauernden Aufmärsche zum Kotzen finden, sich aber mit dieser Meinung nicht zitieren oder filmen lassen wollen.
Ein Mann, der aus einer Mülltonne ißt (!) - direkt vor einem in Nationalfarben beflaggten Delikatessengeschäft mit Werbung für Poroschenko-Pralinen. Sowas als Foto bei RT, da hätte selbst ich "Jetzt übertreiben sie es aber mit der platten Propaganda" gemurmelt. In der Ukraine sieht man es live.
Klar, man kann das alles harmlos finden oder sich Gründe basteln, weshalb das notwendig ist und eigentlich alles in die richtige Richtung geht. Die Sonne scheint und die Bäume sind grün, es liegen keine Toten auf den Straßen. Für mich deuten diese kleinen Zeichen jedoch auf Verfall, und seit dem Putsch von 2014 haben sich die Strukturen, die das Land ausbluten, gefestigt.