Wenn die größte "Friedensmacht" der Welt, die USA (jaja, ich weiß) keine Lust mehr haben, den Krieg in der Ukraine zu sponsern, dann müssen die europäischen Regierungen ja ihren Bevölkerungen irgendwie erklären, warum sich die USA zurückziehen dürfen, ohne dass man sie mit moralischem Furor als Spalter der EU oder gar der Nato oder als Putinfreunde verurteilt. Schließlich gilt noch heute die Kritik an Waffenlieferungen gerne als Lumpenpazifismus. War da nicht immer von einer transatlantischen "Wertegemeinschaft" die Rede?
Oder sind wir inzwischen soweit, dass Haushaltsdisziplin oder nur der Verweis auf die Notwendigkeit, im eigenen Land zu investieren, quasi als Joker im Quartett alle anderen "Werte" sticht? Und warum gibt es diesen "Joker" nicht im europäischen Spiel?
Heuchelei hat unsere "Wertekrieger" zwar nie abgeschreckt, weil man glaubt, das Narrativ kontrollieren zu können, aber wie will man ernsthaft Orban oder Fico kritisieren, wenn ausgerechnet die USA, die ja schließlich seit vielen Jahren die Frontstellung gegen Russland forciert haben, jetzt einfach kneifen, weil bei ihnen bald Wahlen anstehen? Fast könnte man glauben, die praktizierte Demokratie könne den Frieden bringen. (Dann sollte man aber ganz schnell die Legislaturperioden verkürzen und nicht, wie bei uns angedacht, verlängern).
Seit fast zwei Jahren erzählen uns Politik und Medien einen fast unzumutbaren Blödsinn über den Krieg, und jetzt stellt sich heraus, dass all diese Werteschwurbelei sich durch einen geplatzten Scheck aus den USA als hohles Geschwätz erweist?
Bezeichnend dafür auch, dass der Denkpanzer de Weck die Lösung in einem finanziellen Deal mit dem militärisch-industriellen Komplex der USA sieht: letztlich reduzieren sich unsere Werte auf nur einen einzigen: die Rendite. Dass das natürlich eine moralische Bankrotterklärung ist, scheint die politikberatende Blase nicht einmal zu stören oder vielleicht nicht einmal zu merken. Ist ja auch egal, wenn man Politik nur als PR versteht.