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  • teutolith

mehr als 1000 Beiträge seit 25.03.2014

Re: Kriegsschiffe für die Ukraine

burnouter schrieb am 26.11.2023 22:32:

Ich möchte Ihnen eine persönliche Frage stellen:

Glauben Sie an einen Sieg der Ukraine über Russland im Sinne der Rückeroberung aller besetzten Gebiete? Wenn ja, wie kann dieser Sieg zustande kommen?

Ich wurde zwar nicht gefragt, aber hier kommt trotzdem meine Antwort: Ja, ich glaube an einen Sieg der Ukraine und eine Befreiung ihres Territoriums in den völkerrechtlich anerkannten Grenzen. Zur Zeit sieht es nicht gut aus, aber das kann auch ein Weckruf an die Politiker im Westen sein, nicht länger auf ihren Händen zu sitzen und die Fehler des laufenden Jahres in Zukunft zu vermeiden. Die Russen sind dabei, auf eine Kriegswirtschaft umzustellen, die auf viele Jahre hinaus eine ernste Bedrohung für den gesamten Westen darstellen wird, wenn wir jetzt klein beigeben. Und sie haben wieder und wieder ganz offen gesagt, was sie mit den Ukrainern vorhaben, und daß mit der Ukraine noch lange nicht Schluß ist. Den Entscheidern im Westen wird hoffentlich klargemacht, wohin die Reise geht, wenn sie wie so häufig den Weg des geringsten Widerstands gehen. Natürlich besteht die Gefahr, daß sie wieder zuerst an ihre eigene Wiederwahl denken, aber es besteht eben auch die reale Gefahr für sie, genau dadurch in die Geschichtsbücher als diejenigen einzugehen, die mit ihrem windelweichen Opportunismus den nächsten großen Krieg in Europa möglich gemacht haben.

Wirtschaftlich und technologisch ist der Westen den Russen um Längen voraus, besonders jetzt, wo die Ukrainer einen großen Teil der russischen Armee "demilitarisiert" haben. Die Wirtschaftssanktionen tun ihr übriges. Es liegt einzig und allein am Wollen und an der Tatkraft im Westen. Ironischerweise dürfte Putin, der einfach nicht anders kann, als einen auf dicke Hose zu machen, die Entscheidungsfindung erleichtern. Ich gehe jede Wette ein, daß es Putin wäre, falls die Ukraine Verhandlungen anbieten muß, der plötzlich sehr viel Zeit hätte, weil er sich auf der Siegerstraße wähnt und noch möglichst viel erobern muß. Und die ach so friedensbewegten Prorussen würden dazu Beifall klatschen.

Noch ein Punkt: Ein wichtiger Faktor in jedem Krieg ist bekanntlich die Moral. Nationen, die ums nackte Überleben kämpfen, haben mehr als einmal bewiesen, daß sie Gegner aus dem Land treiben können, die ihnen auf dem Papier haushoch überlegen sind. Die Bosnier haben nicht aufgegeben, selbst als ihre Hauptstadt belagert wurde, siebzig Prozent des Landes besetzt waren und die Kroaten sich auch noch einen Teil des Landes einverleiben wollten. Und der Westen sich immer noch weigerte, die Bosnier, die zu Beginn des "großserbischen" Eroberungskrieges noch nicht einmal über eine eigene Armee verfügten, militärisch zu unterstützen - obwohl jedem im Westen vollkommen klar war, was sich da abspielte. Die Ukrainer haben wesentlich bessere Voraussetzungen, sie stehen besser da als vor anderthalb Jahren, und ich bin davon überzeugt, daß sie den gleichen Kampfeswillen haben wie die Bosnier. Selbst wenn der Westen umfällt, was leider eine reale Gefahr ist, und die Russen vorrücken, ist das noch lange nicht das Ende. Ein mögliches Szenario ist, daß sich die ehemaligen Ostblockstaaten, Polen, Balten usw, von den Weicheiern im Westen im Stich gelassen fühlen und auf eigene Faust eingreifen. Selenskyi könnte ohne jedes Problem um "Friedenstruppen" in den nicht von den Russen eroberten Gebieten bitten und so die russischen Terrorangriffe im ukrainischen Hinterland effektiv stoppen. Das würde jede Menge ukrainische Truppen freimachen.

Die Sache ist noch lange nicht gelaufen, egal wie penetrant die Putin-Verehrer hier im Forum schon am Triumphieren sind.

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