Putin erwähnt an einer Stelle des Interviews:
das Versprechen lautete, dass die NATO sich nicht nach Osten ausdehnen würde, aber das geschah fünfmal, es gab fünf Erweiterungswellen. Wir haben das alles toleriert, wir haben versucht, sie zu überzeugen, wir haben gesagt: “Bitte nicht, wir sind jetzt genauso bürgerlich wie ihr, wir sind eine Marktwirtschaft, und es gibt keine Macht der Kommunistischen Partei. Lasst uns verhandeln.”
Das ist ein interessanter Punkt.
Kann es sein, dass das mit den Helsinkier Verträgen angenommene völkerrechtliche Regelwerk nur unter den Bedingungen des Kalten Krieges zweier unterschiedlicher Gesellschaftssysteme funktionierte? Jetzt, wo praktisch alle relevanten Systeme marktwirtschaftlich organisiert sind, regieren wieder partikulare Interessen?
Für mich sieht das jedenfalls so aus, dass die Welt wieder in die Zeit vor 1914 zurückgefallen ist. Mit seinen Interessensbündnissen und letztendlich daraus resultierenden 'normalen' Kriegen. Der WK1 führte u.a. schlafwandlerisch deshalb in eine Katastrophe.
Russland handelt genauso imperialistisch wie die Amerikaner auch nur. Praktisch alle Großmächte dieser Welt setzen ihr Militär real beobachtbar ganz selbstverständlich als politisches Druckmittel ein, um eigene Interessen durchzusetzen. Mindestens als Bedrohung, aber eben auch tatsächlich durch Kriegsführung.
Putin beklagt etwas, was er letztendlich ja genauso skrupellos tut.
Ich habe mehr und mehr den Eindruck, dieses ganze Gerede von Verteidigung der Demokratie und Freiheit auch unserer eigenen politischen Führung dient wie annedunnemals nur noch der Rechtfertigung für den Krieg und der Bezahlung desselben.
Hehre politische und moralische Begründungen zur Bewilligung von Kriegsanleihen oder Kriegssteuern sind ja nichts grundlegend neues.
Ins Bild passt da die Verteufelung des Pazifismus als angeblicher Lumpenpazifismus.
Auch nichts neues in z.B. der deutschen Geschichte.