Naturzucker schrieb am 23.02.2024 13:56:
Re: Demokratie oder Plutokratie: ein einfacher Lackmustest
In der Märchenerzählung zu unserer Inszenierung von Demokratie werden uns ja immer wieder diverse Dogmen vorgetragen. Ein wesentlicher Kernpunkt dieser Erzählung ist ja der von dem unabhängigen Abgeordneten, der nach lebhafter und offener Debatte im Parlament sich seine Meinung bildet und dann ungebunden an Weisungen über den gefundenen und in Gesetztestext gegossenen Kompromiss abstimmt.
Auf diesem töndernden Fundament basiert die ganze Erzählung von unserer lebendigen Demokratie. Wenn man daran glaubt, dann ergeben Wahlen einen Sinn, weil man ja Menschen wählt, die sich umfassend informieren, abwägen und dann unabhängig und frei ihre Entscheidungen treffen. Und natürlich berichten die Leitmedien stets objektiv wie neutral und unterstützen somit die freie Willens- und Meinungsbildung in der Bevölkerung und ihren Vertretern in der Politik.
Und wenn die Demokratie nicht gestorben ist, dann debattieren sie noch heute.
Das Gegenteil davon wäre, dass wesentliche Richtungsentscheidungen ausschließlich von einer kleinen, (einfluss-) reichen Clique ausbaldovert und dem Parlament nur noch pro Forma zur Debatte und Abstimmung vorgelegt werden. Wohlwollend begleitet von ihren Sprachrohren, welche die gerade geltenden Narrative verkünden und diese gegen jeden Anflug von Zweifel mit allen zur Verfügung stehenden rhetorischen Kniffen verteidigen. Was unweigerlich zu der Frage führt, wer so mächtig sein könnte, dass die Stimmen weniger "Eliten" die Stimmern von 60 Millionen Wahlberechtigten um ein vielfaches übertreffen.
============================================
Was wir tatsächlich haben, ließe sich auf einfache Weise feststellen.
Bürden wir doch die Kosten für Zeitenwende & Co denen auf, die
- über eine Million Euro pro Jahr vor Abschreibungen verdienen
- über mehr als 10 Millionen Euro Vermögen verfügen
- die als Unternehmen mehr als 10 Millionen Euro Umsatz pro Jahr machen.In einer Demokratie dürfte die Belastung von Elite und Konzernen nichts am Ergebnis ändern. Denn Entscheidungen, die vorher moralisch, menschlich richtig und verantwortungsvoll waren, können ja nicht plötzlich falsch sein, nur weil man die mutmaßlichen Profiteure dieser Entscheidungen mit den Kosten belastet und die Bevölkerung davon weitgehend ausklammert.
Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass eine solche Umkehr der Finanzströme die veröffentlichte Meinung über Nacht wie von Geisterhand um 180° drehen würde. Das, was heute als unsagbar definiert wird, wäre plötzlich der neue Narrativ.
Und damit erübrigt sich auch die Debatte um Diskussionskultur, Meinungsvielfalt und -korridore.
Solange wenige Plutokraten hier die veröffentlichte Meinung dominieren und Politik wie Bürger vor sich her treiben, brauchen wir über die Symptome nicht zu diskutieren.
Das Übel muss an der Wurzel bekämpft werden und das ist die Konzentration von Macht in den Händen weniger.
Oder wie ein früherer US-Präsident einmal treffend formulierte:
Man kann entweder unbegrenzte Konzentration von Reichtum oder Demokratie haben, aber nicht beides zusammen.
PS: Falls dieser Beitrag angeblich gegen irgendwelche Nutzungsbedingungen verstoßen sollte, wäre es hilfreich, den oder die betreffenden Stellen kenntlich zu machen.
Vielen Dank (für die Erklärung, nicht die Sperre)
Ich bezweifle, dass das alles ist. Neben dem Maßstab Finanzmittel gibt es noch das triviale Mittel purer Gewalt. Das taucht in Deinen Überlegungen gar nicht auf.
Muss ich mir jetzt Sorgen machen?
Nimm mal die historische Entwicklung der USA mit der Vertreibung/Vernichtung der Ureinwohner, oder müssen wir besser darüber schweigen, weil es in deutscher Geschichte, auch zur Zeit der Kleinstaaten, genug ähnliche Beispiele gibt (sozusagen nicht nur die reichen Fugger sondern das geschwungene Schwert?)?