BythMuster schrieb am 21.03.2025 20:15:
steuerst sie per Starlink von Musk, was für ein cleverer Plan.
Wozu? Die EU hat Galileo, und ein eigenes Satellitennetzwerk ist schnell gebaut. Immerhin hat man ja die Ariane.
Galileo ist ein GPS-Ersatz.
Ein Starlink-Ersatz müsste erst noch konzipiert, geplant, getestet und gebaut werden.
Das wären zwischen 5.000 und 30.000 Satelliten, Stück eine halbe Million (angeblich), macht 2,5-15 Mrd. plus Entwicklungskosten.
Erste Anläufe bei Starlink gab es 2004, konkrete Absichten sind wohl um 2014 entstanden. Design war 2015-2016, Entwicklung 2016-2019, 2019/2020 die ersten Teststarts, kommerzieller Einsatz ab 2021. Wenn man die bloßen Absichten weglässt, war das von Designbeginn bis Start also 6 Jahre. Wahrscheinlich müsste Europa aber erst noch eine billige LEO-Rakete entwickeln, um die Sache bezahlbar zu halten; keine Ahnung, wie lange das dauern würde.
Fazit: Finanziell machbar, für den Ukrainekrieg käme es wohl zu spät, für die Zeit danach wär's sinnvoll und nützlich.
Das ist, wenn man eine LEO-Lösung will. Vorteil kurze Latenzen, Nachteil permanent runterfallende und zu ersetzende Satelliten. Mittlerer Erdorbit wäre vielleicht eine bessere Lösung, da braucht es auch nicht ganz so viele Satelliten - wobei die hohen Satellitenzahlen wohl eher dem kommerziellen Erfolg und dem damit wachsenden Bedürfnis nach Systembandbreite geschuldet sind.
Die Frage ist auch, ob man ein rein militärisches Satellitennetz will oder eins, das sich über kommerzielle Nutzung finanziert. Letzteres macht meist auch schnellere Innovation und schnellere Planungsphasen, aber wie man das EU-weit koordinieren kann, ohne dass jede nationale Netzagentur die Dinge verkompliziert, weiß ich auch nicht.
Vielleicht muss die ESA Netzagenturaufgaben übernehmen und die eigentlichen Satellitenbetreiber sind kommerziell.
Satellitenaufklärung, -kommunikation, -navigation, Internet, G5-Netzen, Rechenzentren, sprich Cloud etc.
Teils Teils. Satelliten gibt es auch bei anderen NATO Staaten, selbst Deutschland hat Aufklärungssatelliten.
Das fehlt eben.
Nicht Satellitentechnik an sich, aber Satelliten in billigen Massen für ein Satelliteninternet mit niedriger Latenz und hoher Bandbreite fehlen tatsächlich.
Das Hauptproblem wird es bei den ganzen Cloudservices geben. Ohne die steht die Wirtschaft still, und es dauert > 10 Jahre, das nachzubauen - selbst wenn man die heutigen RZ enteignet.
Nee, das geht schneller.
Die Schweizer machen das schon seit vielen Jahren, weil ihre Banken "garantiert schweizerische" Cloudservices benötigen, und auch dort gibt es immer mal wieder Projektleiter, Admins und Hardwarespezialisten, die ihre Stelle verloren haben und auch in Deutschland arbeiten und ihre Erfahrung mitbringen würden.
Und die Schweizer achten sehr darauf, dass ihre Clouds auch wirklich rund laufen. Die Schweizer sind nicht so krass auf billig gepolt wie die deutschen Firmen, sondern auf kostengünstig - d.h. irgendeinen zusammengedengelten Scheiß akzeptieren die nicht.
Und die Schweizer haben gleich mehrere Cloud-Anbieter, die untereinander konkurrieren, da findet man auf jeden Fall einen Kooperationspartner, der einem beim Aufbau behilflich ist - z.B. gegen Zusicherung bevorzugten Zugangs zu den entstehenden EU-Clouds.
Das gibt natürlich "Schweizer Preise", aber die sind erstens gar nicht so viel teurer, wie man meint, weil der CHF um 50% überbewertet ist, d.h. wenn man eine CH-Dienstleistung in den EU-Raum transportiert, kann man 33% plus ein bisschen Wechselkurs abziehen.
Dafür hat man eben "Schweizer Qualität". Das ist grad für strategische Cloud sogar sinnvoll.
Die andere Möglichkeit: DSGVO ernsthaft durchsetzen, keine Feigenblätter à la "Safe Harbor" mehr akzeptieren, den europäischen Cloudanbietern beim Wachsen zuschauen.
Ist ein passiverer Ansatz, dafür aber einer, der dem Staat weder Finanz- noch Koordinierungsaufwand abverlangt.
Allerdings ist das bereits offener Konflikt mit den USA, wo die dortigen Cloudanbieter natürlich sofort ihre Lobbyisten in Stellung bringen würden.
Im Grunde müsste man in der EU sein eigenes Silicon Valley hochziehen. Sophia Antipolis sollte genau das werden, aber Frankreich ist wohl zu dirigistisch, damit sowas einen selbsttragenden Anschub entwickelt.