SeiFeier schrieb am 23.03.2025 11:41:
Da kann ich dir in deiner Argumentation nicht ganz folgen. Microlauncher sind IMO eigentlich nicht mehr als ein Proof of Concept.
Man kann damit auch Kleinsatelliten hochschießen, und das reicht für einen Starlink-Nachbau.
Ein erster Schritt in dem man unter Beweis stellt, dass man die Komplexität einer solchen Entwicklung bewältigen kann. Die Nische die man damit beackern kann ist so klein, dass sie bestenfalls einen Anbieter pro Kontinent trägt.
Nicht, wenn man aus gegebenem Anlass möglichst schnell möglichst viele Satelliten hochschießen will.
Der Satellitenmarkt ist gerade um einen großen Käufer erweitert worden, damit ändern sich die Randbedingungen.
Dass die Firmen im Lauf der Jahre Wege zu billigeren und verlässigeren Startsystemen ausprobieren und finden werden, ist klar. Aber im Moment geht es ja darum, rasch Fähigkeiten zu erwerben, und Satellitenkommunikation und -aufklärung stehen nun mal weit oben auf der Liste.
Solche Träger sind geeignet um exotische Kleinstkonstellationen auszubringen, aber bei größeren Jobs hat man selbst gegen die Marktpreise (von den Selbstkosten rede ich erst gar nicht) von einem Wettbewerber wie der Falcon 9 keine Chance zu bestehen.
Hängt wirklich davon ab.
Auch die EU-Firmen haben gute Ingenieure, und sie sind eben nicht in die ESA eingebunden, das kann auch gut und günstig werden.
Bisher hat man diese Eigenentwicklungen nicht sehr Ernst genommen, weil es kein Szenario gab, in dem die US-Abhängigkeit ein Problem gewesen wäre, aber seit Trump und seit Musks allzu tiefer Einbindung in US-Regierung und US-Tea-Party-Blödsinn sind die Gewissheiten weg und man zahlt für die bessere Zuverlässigkeit notfalls eben auch mehr Geld.
Im Grunde der gleiche Grund, warum es viel mehr Anbieter für Militärjets als für Ziviljets gibt: Die sind teurer und oft nicht so leistungsfähig, aber niemand kann einem beim Einsatz dreinreden.
Schon intuitiv sollten einem da Zweifel kommen wenn man betrachtet, dass hier 10-20 Einwegraketen einem Start einer größtenteils und vergleichsweise schnell wiederverwendbaren Rakete gegenüberstehen.
Zumindest RFA will mit billigst zusammengedengelten Treibstofftanks starten.
Sie sagen, mit GPS müssen die nicht so exakt gefertigt sein, man kann die daraus resultierenden Flugbahnabweichungen in Echtzeit korrigieren.
(Ob sie damit Recht haben, bleibt wohl abzuwarten...)
Von daher bleibe ich bei meiner Befürchtung, dass man in Europa noch 10-20 Jahre brauchen wird um auf das Level von Falcon 9 zu kommen.
Warum???
SpaceX hat viel weniger Zeit gebraucht.
Und die europäischen Weltraumfirmen sind von der ESA unabhängig.
Und dann wird man sich vermutlich wieder weit abgeschlagen hinter Starship wiederfinden. Aber dann könnte man es sich zumindest leisten ein leistungsfähiges satellitengestütztes Kommunikationssystem, also "sowas wie (das heutige) Starlink", aufzubauen und zu betreiben.
Bis dahin kann man sich vielleicht mit sündhaft teuren Minimallösungen behelfen. Wobei dann auch die in 10-20 Jahren mögliche Konstellation wiederum, im Vergleich zu dem dann existierenden Starlink, eine sündhaft teure Lösung mit bescheidener Leistung darstellen dürfte.
Nach der Logik wäre auch Tesla von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen, weil es die günstige Massenproduktion nicht in den Griff kriegt.
Und was man dort gemacht hat, kann man auch für Raketen machen: Konzept neu denken, Fachwissen einkaufen.
Und tatsächlich sind bei Isar oder RFA (ich hab mir nicht gemerkt, bei wem) Ingenieure aus SpaceX mit im Boot.
Glaubst du ernsthaft, Europa sei technologisch hoffnungslos unterlegen?
Dann hätte der Kontinent schon längst zum Entwicklungsland absteigen müssen...