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  • Destao

mehr als 1000 Beiträge seit 07.01.2004

Der Kampf um die Deutungshoheit ist im vollen Gange

Wir kommen aus einer ca. 500 Jahre dauernden Phase, in der West- und Zentraleuropäer + ihre ExPat-Nachkommen die Macht hatten, mehr oder weniger global die Deutungshoheit durchzusetzen, fremde Kulturen zu assimilieren bzw. sogar komplett auszulöschen.

Diese Phase geht ihrem Ende entgegen, auch wenn es transatlantischen Entscheidungsträgern im Allgemeinen und Herrn Wittmann im Speziellen noch für eine Weile gelingen wird, wenigstens lokal den Anschein zu erwecken, dass der Westen weiterhin die Macht hätte, global zu bestimmen, was "regelkonform" ist und was nicht. (Das Völkerrecht kann übrigens mit diesen Regeln nicht gemeint sein - es wurde in den letzten Jahren unzählige Male vom Westen selbst gebrochen, wann immer es ihm passte.)

Natürlich hat dieser westliche Anspruch auf die Deutungshoheit immer noch eine reale Machtbasis, wie zum Beispiel in den 760 ausländischen Militärstützpunkten der Exzeptionellen, die sich allerdings mit den von Prof. Wittmann aufgezählten zentraleuropäischen Sicherheitsregeln "souveräne Gleichheit der [...] Staaten, territoriale Integrität, Unverletzlichkeit der Grenzen, friedliche Streitbeilegung, freie Bündniswahl" nicht mal beim Zukneifen beider Augen vertragen.

Außerdem gelingt es nur dann, Russland zu verteufeln, wenn man die Entwicklung in der Ukraine seit 2005 sowie Aktivitäten und Äußerungen amerikanischer Spitzen dazu (Nuland, Biden) komplett cancelt und die umgeschriebene Geschichte fürderhin im Februar 2022 beginnen lässt.

Fakt ist auch, dass der (Neo-)Kolonialismus ausgewanderter und nicht ausgewanderter Europäer die Regeln unzählige Male analog zum ukrainischen Ablauf ausgelegt und die jeweiligen Bevölkerungen in Armut hat verrotten lassen, wenn nur die so korrumpierten Regierungen ihre Rohstoffe - oder wasauchimmer sie anzubieten hatten - für ein Handgeld veruntreut hat. Und wenn diese korrupten Regierungen demokratisch abgewählt wurden, wurde halt nach Lust und Laune geputscht, wie Elon Musk - salopp, aber richtig - angesagt hat.

Keines der so benachteiligten Völker hat das vergessen. Die haben's mehrheitlich satt. Und deshalb weht den "Regelbasierten"neuerdings in der UNO/G20 ein Gegenwind um's - und z. B. der scheidenen Francafrique auf der Straße Russenfähnchen vor dem Näschen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (05.10.2023 16:51).

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