Pseudonymuse schrieb am 05.10.2023 19:13:
dieser Autor ist kein Friedensapostel, wie seine Mitgliedschaft in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz oder in der 10. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland vermuten lassen könnte!
Er ist ein Krieger, ohne relevante Gefechts- und Kampferfahrung und wie man im Artikel liest ein Papierkrieger mit einem Geschichtsstudium und einem Lehrauftrag für Zeitgeschichte, wo man bspw. jeweils fragen muss wie weit diese seine "Geschichte" zurückreicht.Exemplarisch verliert der literarische "Schmerz"
... dass "abzutretende Gebiete" nicht abstrakte Landstriche sind, sondern Regionen, Städte, Dörfer mit Millionen von Einwohnern, denen unter russischer Herrschaft das passiert, was andernorts schon vorkam und hier teilweise bereits im Gange ist: Mord, Folter, Vergewaltigung, Vernichtung von Lebensgrundlagen und Kulturgut, ...
doch recht schnell an Empathie im direkten Vergleich mit deutschen Gebietsabtretungen oder dem anglo-amerikanischen Einebnen japanischer und deutscher Städte bewohnt von Frauen, Kindern und alten Menschen. Aber das ist wohl kein Bestandteil jener Geschichte über die der Autor lehrt und wie er sie glaubt zu kennen. Hier handelt es sich wohl eher um verfassungsfeindlichen Revanchismus oder gar Antiamerikanismus.
Man könnte fast schlussfolgern ein Musterexemplar für erfolgreiche Re-Education aka manifeste, mentale Amerikanisierung durch die Alliierten im Zusammenhang mit "demokratischer Bildungsarbeit" im westlichen Nachkriegsdeutschland. Die ja auch nicht stattgefunden hat oder stattfindet.
Seinem Schluss-Statement
Ein "gerechter" Frieden kann nicht auf Anerkennung der russischen Kriegsziele aufgebaut werden.
muss man entgegenen:
Ein Frieden hat nicht den vorrangigen Zweck gerecht zu sein! Ein Frieden hat den vorrangigen Zweck das Morden und Töten von Menschen zu beenden.
Die amerikanisch geprägte NATO-Denkschule bedingt nun einmal den absolutistischen Imperativ der eigenen 100%-igen Schuldunfähigkeit und die Personalisierung/Dämonisierung des Feindes (Saddam Hussein/Irak, Muhammar al-Gaddafi/Libyen, Osama bin Laden/Afghanistan und jetzt eben Wladimir Putin/Russland). Schließlich besteht im Westen ein faktisches Monopol auf „wir sind die Guten“ - und da es nur Schwarz und Weiß gibt, kann der Gegner nur der Böse sein.
Insofern ist die Haltung des Autors verständlich. Die Langfristziele der NATO müssen um jeden Preis verteidigt - und im aktuellen Fall - im Zweifel bis zum letzten Ukrainer gekämpft werden. Und sollte das nicht reichen…nun, die Eskalationsspirale der NATO wird immer offensichtlicher. Erst waren es 5.000 Helme und aktuell sind wir bei Kampfjets und Marschflugkörpern.
Werden es Morgen ein paar NATO-Panzerbrigaden sein? Natürlich nur um humanitäre Katastrophen zu vermeiden? Wann kommt der Einsatz taktischer Atomwaffen ins Spiel?
Mir stößt im speziellen genau diese Hassfixierung auf eine Person besonders übel auf (Putins Krieg, Putins Mörderbanden, Putins Greueltaten). Hier wird dem Feind ein Gesicht gegeben um hassen zu können.
Umgekehrt zelebrieren die USA (und die NATO) ihre Kriege mit leeren Worthülsen wie Freiheit, Demokratie und Menschenrechten - keinem der o.g. Ländern ging es nach der „Befreiung“ besser als vorher - ergo ging es wohl mehr um die Erreichung strategischer Ziele, für die auch gut und gerne gelogen wird.
Legendär die Brutkästen-Story vor dem US-Senat (Irak), Operation Hufeisen (NATO-Angriffskrieg gegen Serbien) und die weiterhin ungeklärten Vorkommnisse um 9/11. Aber da hat man ja für genügend andere Krisen gesorgt, um die Öffentlichkeit auch weiterhin von kritischen Fragen abzulenken…