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  • Frieder

mehr als 1000 Beiträge seit 24.07.2000

Re: Derzeitge Krieg ist fatale Folgen Verhandlungsfrieden abgelehnt zu haben

auf_der_hut schrieb am 07.10.2023 14:38:

Das ist eine rein fiktive Behauptung, da dies nicht ausgelotet wurde. Wenn Russland seine Bedingungen erfüllt hat, bin ich Sicher, daß sie nicht in Ukraine einmarschiert wären.

Nö, ist es nicht. Russland hat Belarus als Aufmarschgebiet für seinen Angriffskrieg missbraucht, also genau das gemacht, was es den USA in Osteuropa immer fälschlicherweise vorwirft.

Stimmt die USA benutzen nicht nur das Gebiet eines Landes, sondern benutzen auch gleich noch die Bevölkerung als Fußsoldaten und verheizen diese Rücksichtslos. Das ist zugegebenermaßen nicht dasselbe, ich sehe das aber unmoralischer als das was Russland bezügelich Weisrussland getan hat.

Ob die Russen nicht einmarschiert wären, wenn der Westen nachgegeben hätte ist Spekulation. Die historischen Erfahrungen mit Beschwichtigungspolitik gegenüber Aggressoren sind durchweg negativ. Minsk-2 war ja schon so ein Beschwichtigungsversuch - mit dem gleichen Ergebnis wie das Münchener Abkommen mit Hitlerdeutschland von 1938,

Das Münchner Abkommen jetzt als Beschwichtigungsplolitik darzustellen ist schon sehr verzerrend. Alle vom Westen beteiligte haben inzwischen zugegeben, daß von Westlicher Seite nie geplant war, dieses Abkommen um zu setzen. Daß es nur darum ging, Zeit zu gewinnen um die Ukraine aufzurüsten, um Russland als Konkurenten schwächen zu können. Beispielhaft Merkels Aussage im Spiegel:

Sie glaubt, damals und auch später bei den Verhandlungen von Minsk die Zeit gekauft zu haben, die die Ukraine nutzen konnte, um sich einem russischen Angriff besser widersetzen zu können. Sie sei ein stärkeres, wehrhafteres Land jetzt. Damals, da ist sie sicher, wäre sie von Putins Truppen überrollt worden.

Aus dem Spiegel: "Königin im Exil"
DER SPIEGEL vom 26.11.2022 Seite 46

Daß der Westen die Strategie verfolgt Russland zu Schwächen, kann man in US-Strategiepapiere nachlesen:

RAND Report: "Extending Russia | Competing from Advantageous Ground"
https://www.rand.org/pubs/research_reports/RR3063.html
"Overextending and Unbalancing Russia | Assessing the Impact of Cost-Imposing Options"
https://www.rand.org/pubs/research_briefs/RB10014.html

Auf Basis so verzerrter Ansichten braucht man über den Rest nicht mehr viel zu diskutieren.

Daß die ursprüngliche Interventionsarmee für einen richtigen Krieg zu klein bemessen war, und Russland nachmobilisieren musste, zeigt, daß dies nicht so geplant war.

Das ist sicher richtig, aber die Schlussfolgerung ist falsch.

Der Kriegsverlauf zeigt, dass Russland auf einen Enthauptungsschlag setzte und die Regierung in Kiew verhaften oder zur Flucht zwingen wollte, darauf weist schon der Terminus "Spezialoperation" hin. Moskau setzte darauf, dass die ukrainische Armee bzw. russlandfreundliche Eliten dann putschen würden [...] Die westlichen Waffenlieferungen wären in diesem Szenario zu spät gekommen. Die Teilmobilisierung war ein Eingeständnis, dass dieser Plan gescheitert war.

Nur soviel zum weiteren:

Dieser Plan hätte funktioniert, wenn es bei den Istanbul Verhandlungen zu einer Einigung gekommen wäre. Darin hätte Russland sein Minimalziel erreicht gehabt.

Es waren die Amerikaner und Briten in Person von Boris Johnson die diese Einigung Verhindert haben. Im Ausgangspost habe ich bereits darauf verwiesen, aber der Vollständigkeit halber:

greatgameindia:"How Boris Johnson Sabotaged Ukraine Russia Peace Deal In April"
https://greatgameindia.com/ukraine-russia-peace-deal/

Der Damalige Vermittler Bennett dazu:
https://youtu.be/qK9tLDeWBzs?t=9126

Wurde von TP als eines der wenigen Medien berichtet:
https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Vermittler-Bennett-ueber-die-Friedensblockade-des-Westens-7488161.html

Dies ist der 10 Punkte Plan auf den man sich als Rahmen für eine Beendigung des Konfliktes geeinigt hatte. Russland hätte dem zugestimmt, die Ukraine auch. Nur wollten einige Regierungen mit der Klausel "keine NATO in Ukraine" sich nicht zufrieden geben.

Ukraine's 10-point plan Journalist Farida Rustamova obtained the full list of Kyiv's proposals to Moscow on March 29
https://meduza.io/en/slides/ukraine-s-10-point-plan

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