Marissa Toerestrom schrieb am 05.10.2023 11:14:
Gut ist, dass hier alle Seiten zu Wort kommen dürfen. Weniger gut finde ich, dass präzises Argumentieren zu oft unterbleibt bzw. nicht weglektoriert wird. Nehmen wir diesen Satz Wittmanns: "Denn Russlands oberstes Ziel ist die Unterwerfung der Ukraine und, wenn sie sich dem widersetzt, ihre Zerstörung samt Vernichtung ihrer staatlichen Identität und Kultur."
Hier ist zunächst nicht klar, wer genau gemeint ist, denn dass ein Land / ein Staat ein "Ziel" hat, ist ja nur metaphorisches Reden. Also wer hat dieses Ziel: Die Volksvertretung, die veröffentlichte Meinung, einer Mehrheit der Staatsbevölkerung, die Regierung, Putin und sein engster Machtzirkel?
Und dann wird nicht belegt, inwiefern das genannte Ziel das "oberste" sein soll. Angesichts behaupteter und bekannter alternativer Zielsetzungen (z.B. Verhinderung eines Nato-Beitritts der Ukraine) wäre Wittmann in der Pflicht das nachzuweisen. Woher (?) weiß er um welche (?) Zielbestimmungsdiskussionen und - ergebnisse?
Staaten werden in der Argumentation gerne mit ihren Regierungen gleich gesetzt, also "die USA" statt "US-Präsident Biden", auch gerne genommen die Namen der Hauptstädte, also Washington oder Moskau.
Ein gerade im Krieg durchaus relevanter Unterschied, denn oft können die Staaten eine Niederlage leichter verkraften als die jeweilige Regierung was dazu führt das Regierungen gute Gründe haben können gegen die Interessen ihres Landes handeln.
Was die Argumentation "Woher weiß man denn was die Ziele einer Regierung sind" angeht: man achte darauf was sie sagt, aber um so mehr darauf was sie tut. Merkel erzählt z.B. heute das ihre Russland-Politik der letzten Jahre darauf abgezielt hat der Ukraine Zeit für den bevorstehen Krieg zu verschaffen. Gleichzeitig hat sie in der Zeit aber gar nichts getan um Deutschland auf die Auswirkungen dieses Krieges vorzubereiten, im Gegenteil sie hat NS2 gegen alle Widerstände durchgedrückt. Die Taten passen also nicht zu den Worten.