... die Verluste bei angreifenden Truppen immer weit höher sind als die der verteidigenden Truppen.
Da fällt mir sofort die Eroberung des Irak durch die "Koalition der Willigen" 2003 als Gegenbeispiel ein. Verluste der Angreifer: 171. Verluste der Verteidiger: mindestens 2300. Das ist also sicherlich kein Naturgesetz.
Entscheidender ist, ob es einem Angreifer gelingt mit schnellen und großen Kräften einen Durchbruch zu erzielen und die Verteidiger abzuschneiden bzw. einzukesseln. Darauf war der initiale Angriff der Russen gerichtet und damit sind sie gescheitert. Nur ganz am Anfang des Krieges ist in Mariupol so eine Umfassung einmal gelungen, danach kein einziges Mal mehr. Es zieht sich durch die ganze Kriegführung der Russen, dass sie die Ukrainer permanent unterschätzen und bisher keine wirksame Taktik gefunden haben um ihre auf dem Papier deutliche Überlegenheit verlässlich in Geländegewinne umzumünzen. Wahrscheinlich wird die russische Armee Awdijiwka irgendwann einnehmen, aber das wird den Krieg genauso wenig entscheiden wie die Eroberung von Bachmut. Dieser Prestigegewinn wird die Russen ein weiteres Mal weit mehr kosten als die Ukraine, die aus über Jahre ausgebauten Stellungen operiert. Und die Ukraine wird das mit Erfolgen an anderer Stelle kompensieren - z.B ist es ihr offenbar gelungen, wieder dauerhaft am Ostufer des Dnjepr Fuß zu fassen, was weit bedeutsamer ist als der Frontbogen bei Awdijiwka.