Als Putin die Krim annektiert hat, gab es dieses eindeutige Bekenntnis zur territorialen Integrität der Ukraine noch nicht. Es gab nur ein Lippenbekenntnis einiger westlicher Staaten und viel heiße Luft. Auch jetzt ist ziemlich klar, dass die Krim nicht mehr Teil der Ukraine sein wird.
Jetzt hat sich die westliche Politik selbst ziemlich ungeschickt in diese Ecke manövriert - genauso, wie sich Russland äußerst ungeschickt in eine Ecke manövriert hat. Dieses aktuelle Lippenbekenntnis wird auch schnell an Eindeutigkeit verlieren, wenn der Druck durch die russischen Streitkräfte nachlässt und diese nicht mehr weitere Gebiete einnehmen, was irgendwann der Fall sein wird. Die westlichen Industriestaaten, die gegenwärtig die Ukraine "vorbehaltlos" unterstützen, wollen auch aus dieser Zwangslage raus und zum "Bussiness as usual" zurückzukehren. Man will ja auch in Zukunft den Maßstab anlegen können, der opportun ist. Es gibt jetzt schon ab und zu Äußerungen, die erkennen lassen, dass der Druck in Richtung Kompromiss steigt. Alles andere wäre auch realitätsfern. Unabhängig davon, wer für den Krieg verantwortlich ist, stärkt dieser Krieg die Macht Chinas. China ist die einzige Großmacht, die gegenwärtig Handlungsfreiheit hat.
Es ist noch nicht klar, wie die Grenzen in Zukunft verlaufen werden und wie die Beziehungen zwischen den Staaten und Blöcken aussehen werden und bei der Klärung werden wahrscheinlich noch viele Menschen sterben. Die NATO wird größer sein, aber nicht unbedingt stärker und es gibt bereits einige Sollbruchstellen. Russland hat bereits mehr verloren, als es gewinnen konnte und Putin kann kaum noch ein gesichtswahrendes Ergebnis erreichen.