Wahre_Worte schrieb am 05.06.2022 14:19:
Ja, ein Artikel der nicht auf Kriegspropaganda aus ist, sondern doch eher eine sachlich-neutrale Position zu beziehen,
Nur in den ersten paar Absätzen. Das ist klassische Rabulistik: Erstmal ein paar Thesen bringen, denen jeder zustimmen kann, so dass man die Menschen für sich eingenommen hat, und in der zweiten Hälfte kommen dann die fragwürdigen Sachen.
Das ist einfach nur relativ gut gemachte Kriegspropaganda, nur halt prorussische statt prowestliche.
so wie man es von seriösem Journalismus eigentlich auch erwarten darf.
Tja... die Faktenauswahl ist komplett pro-russisch, und das ist weder neutral noch seriös.
Die "grünen Männchen", die bei jedem Konflikt rund um die russische Grenze immer wieder auftauchen, blendet er beispielsweise völlig aus, stattdessen zitiert er - völlig ohne Quellenangabe - die von Russland verbreitete Theorie vom Völkermord in der Ukraine.
Auch beim Minsker Protokoll (nicht "Abkommen"!) wird nur die ukrainische Reaktion kritisiert, nicht, dass die Separatisten einfach keine Wahlen abhalten und damit die weitere Umsetzung hintertreiben.
Oder Kosovo. Der Separatismus der Kosovaren hatte viel mit Rechteverweigerung zu tun, der Separatismus im Donbass ist zum größten Teil importiert.
DEN Aspekt blendet er einfach aus.
Nee. Das ist kein seriöser Journalismus, das ist nicht mal Journalismus, dass ist einfach ein Kommentar einer persönlichen Meinung, stark von russischer Perspektive beeinflusst und gezielt nach dem gewünschten Spin ausgesucht.
Kaum ein Deutscher hätte vor dem russischen Überfall die Ukraine bei dem Versuch unterstützt, mit Hilfe einer militärischen Großoffensive die Kontrolle über den Donbass zurückzuerlangen. Und dies ist auch gut so.
Und es hat auch kaum einen Deutschen interessiert, mit welcher militärischen Brutalität die Kiewer Regierung gegen die völkerrechtlich nicht zu beanstandenden Sezessionsbestrebungen des Donbass vorging. Auch das wird von einigen hier offenbar ausgeblendet.
Oh, die Sezessionsbestrebungen waren völkerrechtlich durchaus zu beanstanden.
Wobei im Minsker Protokoll ja drinstand, dass nach der nächsten Wahl eine Volksabstimmung stattfinden soll - die Ukraine hatte das also durchaus zugestanden. Nur dass man im Donbass nicht wählt, sondern gegen die ukrainischen Truppen Krieg führt seit 8 Jahren.
Das wird von all den Russophilen komplett ausgeblendet, und da wagst du es, hier von "seriös" zu sprechen?
Langsam frage ich mich, wie viele solcher Artikel von russischen Stellen noch bei RTpolis in Auftrag gegeben wurden.
Solche Fragen stellt man vermutlich sich nur dann, weil man geistig-ideologisch in einseitiger Natopropaganda beheimatet ist.
Ach, das hat schon seinen Grund, das als RTPolis zu bezeichnen.
TP ist ja auf der Grundlage "Hauptsache abseits vom Mainstream, Faktentreue zweitrangig" aufgebaut. Da findet sich dann ein Wolfgang Unzicker, ein Andrea Rossi mit seinem Kaltfusionsversprechen (das mir schwerstens nach Investitionsbetrug riecht), da passt Propagand super mit hinein.
Versteh mich nicht falsch - man kann an den ukrainischen Verlautbarungen eine Menge kritisieren, auch an den Innenpolitik undsoweiter undsofort.
Aber NICHTS davon reicht als Rechtfertigung für Artilleriebeschuss und Einmarsch mit sechsstelligen Soldatenzahlen, zivile Opfer im mindesten(!) fünfstelligen Bereich. Das schlägt jeder Verhältnismäßigkeit ins Gesicht, und der einzige Grund, der mir dazu einfallen will: Die Russen schieben da lauter Vorwände vor, und ihre Propagandisten, deren Thesen dann gern von denen aufgegriffen werden, die die "richtige Seite" für wichtiger halten als die Faktentreue und sowieso den Westen nicht mögen (wofür es Gründe gibt, aber Propaganda nachzuplappern ist einfach nichts, was man tun sollte).