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Avatar von Guckstu
  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Ein paar Anmerkungen

Ukraine-Krieg: Europas teurer "Trump-Schutz" steht auf der Kippe

Das ist inhaltlich falsch.
Dieser Trump-Schutz ist zeitlich begrenzt, was nicht "auf der Kippe stehen" ist, sondern ein Zeitlimit.
Hätte Trump angekündigt, diesen Schutz einschränken oder unterlaufen zu wollen, stünde er tatsächlich auf der Kippe, aber das hat Trump bisher nicht.

Der künftige Präsident Trump sagt, er könne den Krieg in der Ukraine innerhalb eines Tages beenden.

Doch die Sache hat einen Haken. Die Institutionen in Washington und die politischen Entscheidungsträger in der EU haben den Krieg für mindestens ein weiteres Jahr Trump-sicher gemacht.

Das ist schon sehr viel präziser.
Trump will den Krieg binnen 24 Stunden beenden, das würde voraussetzen, dass die EU und die Ukraine diese bereits zugesagten Hilfen gar nicht abrufen wollen.

Nicht, dass das berichtenswert wäre, es läuft exakt so, wie es vor der Wahl angedacht war.

Stattdessen bekräftigt der Autor das Ganze in den nächsten Absätzen sogar nochmal.
Keine Ahnung, was er uns damit sagen will.

Schlecht durchdacht

Nein, eigentlich nicht. Die Trump-Absicherung tut exakt das, was sie soll.
Wenn etwas schlecht durchdacht ist, dann die Unterstützung der Ukraine an sich; aber DAS Thema ist schon so oft durchgekaut worden, dass ich bezweifle, dass der Artikel dazu noch einen neuen Aspekt beitragen kann.
Mal gucken, ob der Artikel mich noch positiv überrascht.
(P.S.: Nein, tut er nicht. Schade.)

Der EU-Kredit selbst – bis zu einer Obergrenze von 35 Milliarden Euro (rund 38 Milliarden Dollar) – ist gerade deshalb so hoch, weil unklar ist, ob die USA die Finanzierung anderer G7-Staaten mittragen würden.

Das ist Trump-Security in Aktion. Im Grunde ist Europa bereit, die Kosten für ein weiteres verheerendes Kriegsjahr zu tragen, selbst wenn Trump den von Biden vorgeschlagenen US-Beitrag von 20 Milliarden Dollar nicht akzeptieren sollte.

Keine Ahnung, warum ein Brite sich über Ausgaben der EU einen Kopf macht.
Bisher habe ich jedenfalls noch kein einziges Wort von ihm gelesen, das auf EU-Sympathien hinweist, und damit ordne ich das jetzt erstmal als Einmischungsversuch ein.
Was natürlich die Frage aufwirft, warum er sich eigentlich einmischt.

Sollte der Krieg tatsächlich Ende 2025 enden, würde die ukrainische Verschuldung laut IWF 108 Prozent des BIP erreichen und erst 2028 wieder sinken.

In diesem Szenario würde die ukrainische Wirtschaft erst 2031 wieder das Vorkriegsniveau erreichen. Sollte der Krieg bis 2026 andauern (Negativszenario des IWF), würde die Verschuldung auf massive 136 Prozent des BIP ansteigen und die ukrainische Wirtschaft weiter schädigen.

Ich weiß nicht, was Proud daran jetzt so schlimm finden will.
Siegt die Ukraine, werden die russischen Staatsguthaben im Ausland eh für Reparationen eingezogen werden, und schon sind die Schulden massiv gesunken.
Verliert die Ukraine, haben sie ganz andere Probleme als eine Schuldensanierung, und auch die Frage nach einem Wiederaufbau der Wirtschaft erübrigt sich: Es wird ohnehin kein Geld dafür aufgewendet werden, ob mit kleinen oder großen Zerstörungen. Russland kriegt ja nicht mal Mariupol wieder aufgebaut.

Die G7-Finanzierung erfolgte in der naiven Annahme, dass die Ukraine sie niemals zurückzahlen müsse,

Erstens erfolgt sie nicht unter dieser Annahme. Wird die Ukraine in die EU aufgenommen, fließen ohnehin erstmal reichlich Infrastrukturhilfen.
Zweitens ist die Annahme alles andere als naiv.

oder in den Worten des IWF: "um die Schuldentragfähigkeit zu gewährleisten".

Das hat mit "niemals zurückzahlen müssen" inhaltlich gar nichts zu tun.

Dieser Mechanismus der Kreditkooperation könnte jedoch im kommenden Jahr leicht zusammenbrechen. Es liegt auf der Hand, dass Russland im Falle eines Waffenstillstands in der Ukraine und der Einleitung eines Friedensprozesses energisch auf die Rückgabe dieser Vermögenswerte im Rahmen einer schrittweisen Lockerung der Sanktionen drängen wird.

Es wird darauf drängen, aber ob es das auch kriegen wird?
Sollte Russland nach Trumps Vorschlägen Frieden schließen, ist das völlig offen. Trump hat sich dazu gar nicht geäußert - was nicht heißt, dass er nicht Vorstellungen entwickeln wird. Und da es um Devisen geht, weiß Trump ganz genau, was die Wert sind, und wird die eher selbst vereinnahmen als den Russen zugestehen wollen.
Sollte Russland nach seinen eigenen Vorstellungen Frieden schließen, wird die Ukraine entweder annektiert oder zum Marionettenstaat, und dann gibt es keinerlei Grund, die Sanktionen zu lockern und die Gelder bleiben eh gesperrt.

Dieser Abschnitt ist also die gezielte Auswahl eines für den Westen möglichst ungünstigen Szenarios.

US-Beamte unter der Biden-Administration hatten Druck auf die EU ausgeübt, einem längeren Einfrieren russischer Vermögenswerte von drei bis fünf Jahren zuzustimmen, obwohl Ungarn eine Entscheidung über eine Änderung der EU-Sanktionspolitik bis nach den US-Wahlen blockiert hatte. Nun, da Trump gewählt wurde, ist es unwahrscheinlich, dass Ungarn und möglicherweise andere Länder das Einfrieren russischer Vermögenswerte in Stein meißeln wollen.

Ungarn gehen jetzt die Vorwände für eine weitere Blockade aus, und das bedeutet, dass es immensem Druck ausgesetzt werden wird, der Blockade zuzustimmen.

Der Artikel sucht sich gerade wieder das ungünstigste Szenario aus.
So recht klar wird nicht, warum der Autor das tut, muss man sich offenbar selber zusammenreimen.
Fallen da jemandem hier im Forum legitime Motive ein? Mir nicht, deshalb die Frage.

Ein Blick auf das Kleingedruckte der EU zeigt, dass die Ukraine, wenn die Gelder aus den eingefrorenen russischen Vermögenswerten aufgebraucht sind oder keine Gelder aus Russland für Kriegsreparationen eingehen, den Kredit selbst bedienen müsste.

Das kann nicht stimmen.
Gerade weiter oben schreibt er ja, dass ohnehin nur die Zinserträge an die Ukraine gehen, und von Zinsentnahme kann das Basisguthaben nicht schrumpfen.

Aber was nützt ein weiteres Jahr des Kampfes, wenn die Ukraine den Krieg im Osten verliert?

"Wenn."
Das ist ja ein vermeidbares Szenario.

Für die EU ist es auch finanziell günstiger: Siegt Russland, muss die EU zur Abschreckung stärker aufrüsten und verliert einen Haufen Wirtschaftskraft, die in unproduktive Rüstungsgüter wandert, und das über Jahrzehnte.
Das Geld für die Ukrainehilfe ist eine Investition, denn selbst wenn die Ukraine es nie zurückzahlt, spart die EU noch massiv.

Auch wenn die Ukraine durch den Machtwechsel in Washington demoralisiert sein mag, wird Russland seinen Vorteil weiter ausspielen und noch vor Trumps Amtsantritt weitere Gebiete erobern.

Das geschieht mit und ohne Trump-Schutz. Hat mit dem Artikelthema also nichts zu tun.

Es gibt derzeit kein absehbares militärisches Szenario, das vorhersagt, dass die Ukraine den russischen Vormarsch umkehren wird.

Das ist sachlich falsch.
Das Szenario, in dem die Ukraine den Vormarsch umkehrt, ist das Szenario mit ausreichend Militärhilfe.

Wobei selbst das eigentlich irrelevant wäre.
Das ist ein Abnutzungskrieg, der endet, sobald eine Seite ihre Verluste nicht mehr ausgleichen kann und ihre Front in der Breite zusammenbricht. Und es ist militärisch völlig belanglos, ob die Front zu diesem Zeitpunkt 50 oder auch 100 Kilometer weiter östlich oder westlich steht.
Ein Vorrücken der Russen ist EXAKT DAS, WAS DIE UKRAINE SEHEN WILL. Das bedeutet nämlich, dass die Ukraine in der Verteidigung ist und dem Angreifer überproportionale Verluste zufügen kann.
Ein Angriff macht nur dann Sinn, wenn man den Gegner überraschen kann. Deshalb die Erfolge in Kursk, aber natürlich enden die dann, wenn die Russen dort ihre Angriffsfront aufgebaut haben, und dann ist das eben eine weitere Gegend, in der die Ukrainer Verteidigung machen und die Russen ausbluten lassen.

Russland weiterhin die kritische Infrastruktur der Ukraine bombardieren und das Leben für noch mehr Ukrainer unerträglich machen, während der Winter immer kälter wird.

Die Ukrainer sehen, was geschieht, und bauen vor.
Die wissen, wie man Wärmestuben einrichtet und am Laufen hält. Das wird unkomfortabel und es wird sicherlich auch Opfer geben, aber insgesamt wird das Leben davon nicht unerträglich werden. Wärmestuben gab es auch in Deutschland nach dem Krieg, da war nämlich auch nichts mit Stadtwerken und Gasversorgung - und es hat gut funktioniert.

Die Leute immer, die glauben, nur der Lebensstil mit kontinuierlicher Infrastruktur sei lebenswert... echt jetzt...

Wenn Europa der Ukraine weitere 50 Milliarden Dollar an Krediten gewährt, wird es der Ukraine nur helfen, noch mehr Land zu opfern, mit einem enormen Preis an Tod und Zerstörung.

Ja richtig, genau das ist der Plan.
Wobei Tod und Zerstörung eigentlich den Russen gelten. Die Verlustrate liegt derzeit je nach konkreter Teilstatistik zwischen 1:2 und 1:20 zugunsten der Ukraine.

Schlimm daran ist nicht, dass die Ukrainer auch Verluste haben.
Schlimm daran ist, dass es den Ukrainern keinen Deut besser ginge, wenn sie auf die russischen Kapitulationsforderungen eingingen, dann würde die Ukraine zum Vasallenstaat. Es ginge ihnen insgesamt sogar deutlich schlechter, schon deshalb, weil sie nicht mal mehr eine Chance auf eine bessere Gesundheitsversorgung haben; die Lebenserwartung in den russisch dominierten Staaten ist nicht ohne Grund 10 Jahre weniger als in anderen Industriestaaten, das sind mehr verlorene Lebensjahre als an der Front verlorengehen!

Und angesichts der nun realen Möglichkeit, dass die US-Waffenlieferungen versiegen, wird das Risiko eines vollständigen Zusammenbruchs der ukrainischen Frontlinie zunehmen.

Ich würde damit ja abwarten, bis klar ist, ob Trump die Unterstützung wirklich einstellt.
Ich denke, es wird darauf hinauslaufen, dass Trump nichts mehr zahlen will, aber völlig offen dafür ist, wenn die EU jede Menge Rüstungsgüter in den USA kauft.
Und dann hängt es nur noch daran, was der EU lieber ist: Das Geld jetzt in die Hand nehmen und der Ukraine zu einem Sieg verhelfen, oder kurzfristig zu knausern, die Ukraine den Russen zum Fraß vorzuwerfen und langfristig viel mehr Geld für Aufrüstung ausgeben zu müssen.

Der beste Weg, dem ruhmreichen Land Ukraine zu helfen, ist, diesen Unsinn zu beenden und endlich Frieden zu schließen

Wenn man so wie dieser Artikel nur einseitig ungünstige Möglichkeiten zusammenstellt, kommt man natürlich auf die Idee, dass die Unterstützung unsinnig sei, schreibt aber damit womöglich selber Unsinn.

kriegslüsterne europäische Kollegen

Also, das ist jetzt eine ziemlich bodenlose Unterstellung.

Fazit?
Muss sich jeder selber ausrechnen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.11.2024 16:07).

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