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268 Beiträge seit 22.07.2023

Re: Zum Thema wieso verhandeln

mwka schrieb am 21.08.2023 16:24:

Frieder schrieb am 21.08.2023 16:12:

In das Vertragswerk sind auch passagen der Nichteinmischung in andere Länder impliziert. Daß USA 5 Mrd. Dollar in Ukraine "investiert" um diese gegen Russland zu instrumentalisieren war darin auch nicht vorgesehen.

Das Russland keinen einzigen Rubel in der Ukraine "investiert" hat, glaubt ja nun auch kein Mensch. Manche Leute fragen sich noch immer, was Janukowytsch in Moskau angeboten bekommen hat, um das Assozierungsabkommen mit der EU zu canceln. Es wird nicht zu seinem persönlichen Nachteil gewesen sein...

Rein wirtschaftlich betrachtet war das relativ einfach. Der Außenhandel der Ukraine betrugt mit Russland etwa 30%, mit den restlichen GUS-Staaten weitere 10-15%. Mit der EU dagegen ebenfalls nur 30%. Dazu gabs es eine Zollunion mit Russland und starke Verflechtungen in der (metallverarbeitenden) Industrie, bei Energie und Transportwesen.
Zusätzlich hat Russland der Ukraine Ergas zu einem extrem günstigen Preis verkauft und damit die eh schon leeren Kassen "geschont". Und als es um das Assoziierungsabkommen ging, hat die EU ca. 600 Mio an Krediten angeboten, Russland war mit 15-20 Milliarden dabei.
Da war es für Janukowitsch - unabhängig von seinem persönlichen Profit - ein leichtes, sich zu entscheiden. Zumal der Status quo einen Handel mit beiden "Welten" zuließ, das Assoziierungsabkommen aber eine "Entweder-Oder"-Klausel enthielt.
Janukowitsch hat also so gehandelt, wie man es als Souverän von einem gewählten Politiker erwarten würde ... den besseren Deal für sein Land nehmen.

https://www.spiegel.de/politik/ausland/eu-ostgipfel-in-vilnius-das-ende-der-scheckbuch-diplomatie-a-936073.html

https://www.nzz.ch/russland-verstaerkt-seinen-einfluss-auf-die-ukraine-ld.1058122

Das Problem ist, dass die EU und die USA "schlechte Verlierer" waren und dann wieder das übliche Spiel einsetzte "... und bist Du nicht willig, dann brauch ich Gewalt.".
Ich müsste nochmal suchen, aber irgendwie in einem Interview hatte ich auch mal gelesen, dass Janukowitsch davon gesprochen hatte, dass ihm Baroso während der Verhandlungen zum EU-Abkommen sagte "Herr Präsident, Sie unterschreiben das Abkommen oder es wird in Kürze Ihr Nachfolger tun.". Sofern das stimmt, kann man nur sagen "Hut ab Herr Janukowitsch, dass sie trotzdem nicht unterschrieben haben!"

Bereits kurz nach dem Maidan sankt dann das BiP um rund 50% von 178 Mrd. Dollar auf 93 Mrd. Dollar, weil genau jene Exporte fehlten, die Richtung Osten gingen und eben fast 50% der Bilanz ausmachten (die Zollunion war Geschichte). Ebenfalls ging es mit der Industrie bergab, weil die Vernetzung mit Russland brutal gekappt wurde.

Man kann es drehen und wenden wie man möchte, der Abstieg begann mit dem gewaltsamen Umsturz in Kiew 2014.

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