Hat der je von der Somme 1916 gehört?

Verdummnix schrieb am 16.02.2024 17:13:

https://www.americanthinker.com/blog/2023/08/col_douglas_macgregors_grim_forecast_about_the_ukraine_war_and_its_fallout.html

Zur Zeit des Interviews sah er die Ukraine bei 400.000 Gefallenen und die Russen bei 50.000. So wie es läuft, kommen da vermutlich in der Zwischenzeit 100+K für die Ukraine und 12+K für Russland obendrauf.

Er begründet das mit der russischen Luftüberlegenheit und an anderer Stelle u.a. mit der ca. 10-fachen russischen Artillerieüberlegenheit. Erfahrung aus früheren derartigen Auseinandersetzungen: wer öfter und mehr schießt, trifft öfter und mehr.

Nur mal ein Beispiel aus dem 1. Weltkrieg, welcher dem in der Ukraine ja gerade ähnelt:

1916 versuchen die Briten eine Offensive an der Somme. Zur Vorbereitung beschießen sie den deutschen Frontabschnitt (ca. 50 km) vorher eine Woche lang mit insgesamt über 1,5 Mio. Granaten. Das sind über 200.000 Granaten pro Tag! Zur Erinnerung: die Russen haben Mitte 2022 ca. 60.000 Granaten pro Tag verschossen und zwar an der gesamten über 1.000 km langen Front. Hier fiel die vierfache Menge auf nur 50 Kilometer Breite. Die deutsche Artillerie hat da nicht lange versucht gegenzuhalten sondern den Kopf eingezogen und ihre Munition für den Gegenangriff aufgespart.

Das Endergebnis war der blutigste Tag der britischen Armee: fast 60.000 Tote während es auf deutscher Seite zwischen 6.000 bis 12.000 gab - trotz massiver Artillerieüberlegenheit.
https://en.wikipedia.org/wiki/First_day_on_the_Somme

Das Gesamtergebnis der Schlacht lag dann bei 600.000 alliierten Verlusten gegenüber 450.000 deutschen - trotz massiver alliierten Artillerie und Munitionsüberlegenheit. Nach MacGregors Argumentation kann das eigentlich gar nicht sein.

Das Argument "wer mehr schießt trifft auch mehr" ist bezüglich Verluste einfach erwiesener Blödsinn. Es ignoriert die Umstände wie ausgebaute Verteidigungstellungen vs. Angriff auf offener Fläche sowie unterschiedliche Effizienz. Da gilt teilweise sogar : wer mehr schießt trifft prozentual weniger, weil er es sich leisten kann Munition auf Verdacht zu verpulvern während die andere Seite ihre knappe Munition nur einsetzt wenn man sicher ist das da wirklich ein Ziel ist.