mouse-net schrieb am 19.10.2023 16:04:
einen schönen Bericht über den Krim-Krieg des Nikolaus gelesen, frag mich nur nicht wo *seufz*, wie damals die Russen schon Medikamente, Wundmaterial etc lieber verkauft haben als in die Lazarette schickten.
In den Lazaretten sind mehr russische Soldaten verreckt (die Bezeichnung ist nach heutigen Maßstäben wohl korrekt) als auf dem Schlachtfeld.
Das ist auf allen Seiten so gewesen, nicht nur bei den Russen.
Vor WK1 sind bei allen Kriegen mehr Soldaten an Krankheiten und Unterversorgung gestorben als durch die Kampfhandlungen selbst, und seither ist der Anteil an außerhalb der eigentlichen Kämpfe Verstorbenen immer noch erstaunlich hoch.
So wie heute ja auch.
Manche Historie bietet doch frappierende Ähnlichkeiten mit der heutigen russischen Propaganda.
Die Leute unterschätzen einfach, wie viele Menschen indirekt an einem Krieg sterben.
In Romanen (früher) und Kriegsfilmen (heutzutage) kommen diese Dinge nur sehr wenig vor, weil diese Tode kein gutes Material für ein Drama sind, deshalb ist das im allgemeinen Bewusstsein nicht so präsent.
Je weiter man zurückgeht, desto kleiner ist der Anteil an Toten übrigens.
In der Renaissance galt eine Schlacht mit 10% Toten als schreckliches Gemetzel, 50% Desertion waren hingegen normal.
Das erklärt auch, warum man Krieg lange als Mutprobe gesehen hat: Die Überlebenschancen waren gar nicht so schlecht, aber das Sterberisiko war hoch genug, dass man sich dem ausdrücklich stellen musste, da macht so eine Haltung durchaus Sinn (vor allem, wenn man berücksichtigt, dass man vor der Neuzeit auch schnell mal im Zivilleben an Unfall, Krankheit oder schlicht Unterernährung gestorben ist, die meisten Kriege waren klein und haben meist sogar weniger Unheil angerichtet).