hdwinkel schrieb am 21.09.2024 09:39:
Wie bereits erwähnt, glaube ich, dass Russland den Krieg gewinnen wird, was bedeutet, dass es am Ende beträchtliches ukrainisches Territorium erobern und annektieren wird, wodurch die Ukraine als dysfunktionaler Rumpfstaat zurückbleibt.
Das mögen viele nicht so gerne hören, aber die Analyse wird seit Monaten praktisch immer wieder in der realen Praxis bestätigt.
Das setzt voraus, dass Russland die Front durchbricht und auf ganzer LInie siegt.
Ob das jetzt bevorsteht oder nicht, weiß keiner so genau, auch du nicht und auch Mearsheimer nicht; wie kommst du auf die Idee, dass da irgendwas bestätigt sei?
Das ist reine Meinungsmache, was du hier betreibst.
Trotzdem wird von Seiten der westlichen Regierungen an einem vollständigen Sieg der Ukraine festgehalten (die vollständige Vertreibung der Russen vom ukrainischen Territorium).
Bisher.
Solange es keine Verhandlungen gibt, gibt es auch für niemanden einen Grund, die verkündeten Ziele zu ändern.
Die ukrainische Regierung hat angekündigt nicht etwa mit einem Friedensplan die USA zu besuchen, sondern mit einem Siegesplan.
Es geht ihnen ja auch nicht um Verhandlungen mit Russland, sondern um Argumente für Waffenlieferungen.
Ein Siegesplan ist dafür ein Argument, ein "wir wollen verhandeln, auch wenn die Gegenseite nicht will" wäre nur ein Eingeständnis, dass man weder Stärke noch einen Plan hat.
Ich weiß gar nicht, was du mit diesem falsch konstruierten Argument überhaupt belegen willst.
Ich frage mich jedenfalls ständig, was wissen die alle, was wir nicht wissen?
Konkrete Zahlen der eigenen Seite.
Und bessere Geheimdienstinformationen über die Gegenseite.
Die Frage geht übrigens an beide Seiten des Kriegs. Man könnte ja genausogut fragen, woher Russland angesichts der hohen Verluste und minimalen Gebietsfortschritte überhaupt die Gewissheit nimmt, noch vor dem Leerlaufen der letzten eigenen Vorräte den Krieg zu gewinnen. Danach sieht es nämlich auch nicht aus, sie bräuchten 10 Jahre bis Kiew, und so viel Zeit haben sie gar nicht.
Putin mag ja vor dem Angriff einer gewissen Selbstverblendung befallen sein und hatte wohl geglaubt, die Ukraine schnell erobern zu können.
Oder er hat Vorgaben gemacht, die ihm dann geliefert wurden, ohne dass er beabsichtigt hat, sich täuschen zu lassen.
Das schafft auch jeder schlecht organisierte Vorgesetzte in jeder Firma. Hab ich schon mehrfach erlebt.
Nur müssen wir denselben Fehler jetzt ebenfalls machen, die beobachtbaren Tatsachen einfach verleugnen?
Was denn für beobachtbare Tatsachen.
Da werden Erfolge in Kursk aufgeblasen.
Das ist jetzt keine Tatsache, sondern nur deine Meinung.
Gerade zu Kursk gibt es fast überhaupt keine nachprüfbaren Tatsachen. So chaotisch und dynamisch, wie es dort zugeht, wissen wahrscheinlich selbst die eigenen Armeeführungen nicht immer alles.
Klar, man hat über 600 Kriegsgefangene gemacht, wie Selenskyj 3 Wochen nach der Kursker Offensive mitgeteilt hat
https://www.fr.de/politik/russland-krieg-pokrowks-kursk-offensive-verluste-selenskyj-putin-kampfjet-ukraine-news-zr-93271078.html
Das ist ja jetzt auch schon eine Weile her, mittlerweile war von weiteren Gefangennahmen die Rede.
Aber welche Auswirkungen hat das denn jetzt auf den Ausgang des Krieges?
Russland muss Ressourcen umdisponieren.
Das schwächt andere Fronten und sorgt außerdem für Improvisation, und in Improvisation ist eine reine Befehlsarmee wie die russische eben schlecht.
Wo deutet irgendetwas darauf hin, dass die Ukraine militärisch irgendeine Chance hat?
Der Vormarsch im Donbas hat sich weiter verlangsamt.
Und klar, die Bevölkerungsmehrheit bei uns kann sich ja irren, aber die zumindest glaubt keinesfalls an einen Sieg der Ukraine, die ist mittlerweile nach Umfragen sogar mehrheitlich gegen Waffenlieferungen.
Das ist rein eine Frage dessen, wie die Politik das kommuniziert und wem die Leute glauben - was beides wenig mit der Ukraine und viel mit dem Ansehen er hiesigen Politiker zu tun hat.
Es sagt jedenfalls nicht das Geringste über die tatsächlichen Siegeschancen aus.
Wenn der Scholz ständig beim einen Waffensystem öffentlichkeitswirksam mauert und bei allgemeiner Unterstützung die Schleusentore öffnet, kommt das halt nicht besonders glaubwürdig rüber.