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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: ein typisch kühner Schachzug der Ukrainer

DeineMudder schrieb am 20.09.2024 23:22:

Die Ukraine hat sich gewehrt, erfolgreich und zuallererst echt ohne Hilfe. Dafür sollte sich allerdings der Westen schämen.

Für die ersten drei Tage nicht, da wäre selbst bei sofortiger entschlossener Hilfe noch nichts bereitgestanden.

Eigentlich auch ganz allgemein nicht.
In der Zeit zwischen Krim-Annektion und Invasion hat der Westen der Ukraine jede Menge Ausbilder geschickt, wie es scheint, im Gepäck - meine Spekulation - die russische Militärdoktrin und wie man am effektivsten gegen die kämpfen kann. Das wird einer der Gründe gewesen sein, warum die ukrainische Armee sich so erfolgreich halten konnte: Die ukrainischen Soldaten hatten funktionierende Rezepte, und sie hatten 10 (20?) Jahre Zeit, sich ihre eigenen Gedanken zu machen, und die Praxis auch im Bürgerkrieg im Donbas ausprobieren können.

Dass es danach noch eine Weile gedauert hat, bis Unterstützung kam: Das war Logistik.
Es braucht ein paar Wochen, das Material aus den Depots zu holen, auf Transportmittel zu packen und die loszuschicken. Obendrein müssen die Regierungen und ihre Berater sich darüber klarwerden, was sie tun können, was sie tun wollen, und was die Nachbarn tun; es bringt ja nichts, wenn nur Land A liefert, also muss Land A erstmal nachfragen, ob Land B, C und D auch liefern wollen oder nicht.

Wofür sich der Westen schämen sollte, ist was ganz anderes: Diese so sorgsam beschränkte Hilfe.
Von vornherein keine Unterstützung hätte, zumindest theoretisch, tatsächlich mit weniger Opfern abgehen können. Ich glaube nicht so recht daran, dass es wirklich weniger schlimm geworden wäre, aber es wäre zumindest keine völlig absurde Erwartung gewesen.
Volle Unterstützung hätte den Krieg und das Sterben ebenfalls beenden können, Putin hätte seinen Angriff - so die Vermutung - abgebrochen, wenn er gemerkt hätte, dass der Westen wirklich alle schickt, was er hat, weil Putin dann ja keine Siegesaussichten mehr gehabt hätte.
Selbst heute noch möchte ich mir in den Arsch beißen, wenn ich sehe, dass die Staaten ihre Militärausgaben von 1% auf 2% aufstocken, aber nur 0,1% in die Ukraine geht und der Rest in lokale Aufrüstung; das ist totaler Quatsch, 0,9% für die Ukraine und 0,1% für den Aufwuchs der eigenen Streitkräfte wäre sinnvoller gewesen, was soll das ganze Militärmaterial in Bundeswehrdepots, Rost ansetzen, und in der Ukraine könnte es Wirkung zeigen?

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