Ansicht umschalten
Avatar von 1FC
  • 1FC

mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

Putin eskaliert und provoziert…

Dabei muss man von dem Bild Abstand nehmen, in Moskau seien rund um den Kreml im Politestablishment lediglich Hardliner konzentriert, die in einem militärischen Sieg im Ukraine-Krieg den einzig erstrebenswerten Ausgang des Konflikts sehen.

Naja, Russland ist ja gerade erst mit einer Delegation nach Nord-Korea und Vietnam gereist. So waren z.B. Außenminister Sergei Lawrow, Verteidigungsminister Andrei Beloussow, Verkehrsminister Witali Saweljew, Gesundheitsminister Mikhail Murashko, der Direktor der russischen Weltraumorganisation Roskosmos, Juri Borissow, Vize-Ministerpräsident Denis Maturow…mit dabei.
Die Reise erweckt ja nicht gerade den Eindruck, daß der Aggressor ernsthaft um Frieden bemüht ist. Diese Annahme entbehrt sowieso jeglicher Logik. Würde sich Russland um Frieden bemühen, dann hätten die diesen Krieg mit dem Überfall auf das Nachbarland gar nicht erst begonnen. Und wäre Russland jetzt um Frieden bemüht, dann könnten sie diesen Krieg auch sofort beenden, denn das kann sowieso nur der Aggressor. Putins „Friedensangebot“ ist dabei keine Friedensbemühung, sondern die Anerkennung von Russlands Zielen durch die Ukraine bei gleichzeitiger Kapitulation.
Daß diese Forderungen inakzeptabel für die Ukraine sind, dürfte auch der extremste Kreml Hardliner nachvollziehen können.

Die aktuellen Entwicklungen bestätigen das im Grunde ja auch. Russland dankt öffentlich Nord-Korea sogar für deren Unterstützung einhergehend mit umfassenden Waffenlieferungen.

Einer von ihnen war Iwan Timofejew, Generaldirektor des russischen Rates für Auswärtige Beziehungen, des wichtigsten politischen Thinktanks des russischen Außenministeriums.
In einer aktuellen Analyse stellt er recht deutlich die Gefahr dar, die in einer Eskalation des Ukraine-Kriegs zu einem offenen Krieg zwischen der Nato und Russland steckt.
Gerade im Fall größerer militärischer Erfolge Russlands an der Front warnt er vor einer dann wahrscheinlicheren direkten Intervention der Nato, die es schwierig machen würde, eine weitere Eskalation zu stoppen. "Die Tendenz zu einem großen Krieg zwischen Russland und der NATO sollte ernst genommen werden" ist das Fazit seiner Analyse, deren Zielpublikum vor allem in den Schaltzentralen der russischen Politik sitzt.

Da ist es ja, das NATO Szenario. Wenn das Zielpublikum tatsächlich die Kremlführung sein soll, dann stelle ich mir die Frage, warum Putin denn dann immer weiter eskaliert: Von einer kurzen „Spezialoperation“, über „Fleischwölfe“, gezielte und äußerst brutale Angriffe auf zivile Ziele, die Umstellung auf Kriegswirtschaft, bis hin zur (auch militärischen) Partnerschaft mit Nord-Korea.
Solange aber Russland kein NATO-Land angreift und dadurch den Bündnisfall verbunden mit der Beistandspflicht provoziert, wird es auch keinen offenen Krieg zwischen der NATO und Russland geben. Das ist also erst mal nur Propaganda… (I)

Egal ob militärisch oder diplomatisch sind die Anstrengungen des Westens wie im Kreml darauf konzentriert, den Gegner zu schwächen.

Zum Einen hilft es nicht, ständig die Rhetorik aus Zeiten des kalten Krieges anzuwenden („Ost-West“) und zum Anderen ist es schlicht und einfach falsch(*).
Der sog. „Westen“, genauer die Allianz internationaler Unterstützerländer, ist in erster Linie nicht darauf konzentriert Russland zu schwächen, sondern der Ukraine gemäß UN-Charta zu helfen, sich verteidigen zu können. Der Kreml möchte die Ukraine nicht nur schwächen, sondern darüber hinaus vernichtend schlagen und sich Gebiete unter den Nagel reißen.
Richtig ist daß die Unterstützerländer der Ukraine im Rahmen der Möglichkeiten gemäß UN-Charta helfen. Zum Einen mittels Sanktionen, deren Zweck darin liegt den Aggressor gewaltfrei dazu zu bringen, von dem Angriff abzulassen mit dem Ziel das Töten von Menschen und die sinnlose Zerstörung ziviler Ziele zu stoppen.
Zum Anderen mittels Waffenlieferungen, die die angegriffene Ukraine in die Lage versetzen soll, sich gegen das angreifende Russland verteidigen zu können. Der Zweck ist auch hier den Aggressor Russland dazu zu bringen, den Angriff auf die Ukraine einzustellen und somit das sinnlose Töten von Menschen und die sinnlose Zerstörung ziviler Ziele zu stoppen.

So wird der Krieg blutig und zerstörerisch wohl noch weitergehen,

Leider ja. Dabei könnte Putin jederzeit diesen Krieg beenden. Er will es allem Anschein nach aber nicht. Von der Ukraine dagegen aber dann verlangen zu wollen, sie solle ihre Verteidigung gefälligst einstellen bzw. direkt unter Putins Bedingungen aufgeben / kapitulieren, ist dabei mehr als zynisch. Das wäre fast so, als hielte mir ein Angreifer eine Pistole an den Kopf, während ich ihm eine Pistole ans Bein halte und der Angreifer dabei fordert, ich solle sie weglegen und aufgeben, während er mir aber auch weiterhin seine Pistole an den Kopf hält.

bis einer der beiden Seiten militärisch die Luft ausgeht.

Solange das Volk mitspielt und die Ukrainer z.B. keinen Gedanken daran verschwenden, etwa aus gebrochener Moral freiwillig zu kapitulieren und gleichzeitig der Aggressor Russland bei den Maximalforderung plus X bleibt, gebe ich dem Autor Recht: Dann wird der Krieg weitergeführt werden…

-~-~-~-~-~-~-~-~-~~-~-~-~-~-~-~-~~~

Zu Russlands Besuch in Nordkorea:

Wladimir Putin hat nicht nur durch seinen Einmarsch in die Ukraine schöne Eigentore geschossen.Z.B. die Neu-Acquisition von den 2 neuen Nato-Ländern Schweden und Finnland.
Wladimir Putin hat mit seinem Besuch in Nordkorea erneut ein schönes Eigentor in den Winkel geschlenzt:

Südkoreas Regierung hat angekündigt, die Lieferung von Waffen an die Ukraine in Erwägung zu ziehen. Der mögliche Paradigmenwechsel folgt auf die Unterzeichnung eines Deals zwischen Russland und Nordkorea zur gegenseitigen Verteidigung im Kriegsfall. Derzeit leistet Seoul direkt keine Waffenhilfe an Kiew, weil ein Gesetz der südkoreanischen Regierung Waffenlieferungen in Kriegsgebiete verbietet.
Der Nationale Sicherheitsberater Chang Ho-jin sagte, Südkorea werde die Frage der Waffenlieferungen an die Ukraine überdenken, um dem Land zu helfen, die russische Invasion abzuwehren.

(*) So viel zum Thema „der Westen“. .. Südkorea liegt bekanntlich sogar östlich von Moskau.
Südkorea liefert selbst keine Waffen direkt in Kriegsgebiete, hat aber im Rahmen von Exporten Waffen und Munition an die USA und Polen verkauft. Südkorea möchte bis 2027 der weltweit viertgrößte Waffenexporteur werden.

Günstig, Nato-kompatibel und schnell verfügbar: Südkoreas Waffen sind begehrt

Putin wird sicherlich mal wieder seinen Unmut darüber äußern und gleichzeitig mit irgendetwas drohen. Durch seine sehr intensiven Flirts mit Nord-Korea und Vietnam, wird China dieses Mal vermutlich wegsehen.
Das könnte sich noch als einen sehr teuren Deal für Putin mit Kim Jong-Un entpuppen.

In diesem Sinne, Baxter
-=-=-==-=-==-=-==-=-==-=-=
(I) Vielleicht kann sich ja im Bezug auf die NATO noch an die wikileaks cables erinnern, wie z.B. eine aus 2008. Die NATO wusste nämlich sehr wohl um die Bedeutung der Ukraine (und Georgien) für Russland. Die wusste aber auch, daß das Russland ganz gerne ausschlachtet und auch öfter für (innen-)politische Stimmungsmache mißbraucht. Zitat:

Russia‘s opposition to NATO membership for Ukraine and Georgia is both emotional and based on perceived strategic concerns about the impact on Russia's interests in the region. It is also politically popular to paint the U.S. and NATO as Russia's adversaries and to use NATO's outreach to Ukraine and Georgia as a means of generating support from Russian nationalists.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten