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Re: Kompromiss

hdwinkel schrieb am 18.06.2024 21:40:

Ein tatsächlicher Ausweg aus dem Krieg kann und wird nur ein wie auch immer gearteter Kompromiss sein

Laut Wikipedia: Ein Kompromiss ist die Lösung eines Konfliktes durch gegenseitige freiwillige Übereinkunft, unter beiderseitigem Verzicht auf Teile der jeweils gestellten Forderungen.

Mindestens aus der Perspektive der Ukraine kann es eigentlich gar keinen Kompromiss im engeren Sinne geben. Jegliche Beendigung des Krieges, ohne die eigene vollständige Souveränität hergestellt zu haben, ist sicher vieles, zum Beispiel vernünftig, aber nicht freiwillig.

Und wäre auch nicht vereinbar mit internationalen Rechten.

Aus der russischen Perspektive kann sich auch kein Kompromiss ergeben, denn Putin kann keinen Quadratmeter des besetzten Landes zurückgeben, ohne gegen seine eigene Verfassung zu verstoßen. Streng genommen wäre es schon ein Verstoß, wenn er die aktuelle Front als Grenze akzeptierte. Er hätte die Gegenden nicht annektieren dürfen, so hat er die Tür selbst zugeworfen.

Dementsprechend wird es auch keine wirkliche Vereinbarung geben, sondern der Krieg wird mit einem Waffenstillstand einfach eingefroren. Für einen Waffenstillstand bedarf es nämlich tatsächlich keiner förmlichen Vereinbarung, und kann sogar einseitig beschlossen werden.

Ich glaube nicht, dass Putin einen Waffenstillstand beschließen kann. Vermutlich täte er es gern, um Kräfte zu sammeln aber ich glaube nicht, dass er sich den politisch wird leisten können. Ein Waffenstillstand ist eine Zäsur, die üblicherweise Fragen nach dem aktuellen Stand aufwirft und gemeinhin zu einer Zwischenbilanz führt. Das muss Putin meiden wie der Teufel das Weihwasser, und so wird es wohl noch eine Weile weitergehen mit den horrenden Zahlen an Gefallenen und ausgefallenem Material für die tägliche Hurrameldung.

Der Krieg wird von alleine einfrieren, wenn Russland ihn sich nicht mehr leisten kann. Und gar so weit hin kann es nicht mehr sein.

Beispiel: Russland und China hatten eine gemeinsame Gaspipeline geplant. Nach dem Beginn des Überfalls auf die Ukraine hat China das Projekt gestoppt und eine wichtige Entscheidung um zwei Jahre verschoben. Jetzt ist Russland der Europaexport eingebrochen und die Infrastruktur lässt ein Ersetzen der gesamten Menge durch LNG nicht zu. Russland würde also gern die Pipeline bauen und nach China liefern, auch in Angesicht des Handelsdefizits, das die Rücklagen frisst. China hat nun beschlossen, dass Russland die Pipeline zwar in Eigenregie bauen darf, aber China wird nur Gas abnehmen, wenn der Preis dem subventionierten Russischen Inlandspreis entspricht. Russland soll also unter Preis abgeben um dafür chinesische Waren kaufen zu können.

Den Russen scheint es richtig gut zu gehen, vermutlich jubeln sie in jeder freien Minute über die tolle neue Völkerfreundschaft. Und wenn du demnächst davon hörst, dass Russland eine neue Pipeline nach China baut, dann ist das kein Erfolg, sondern eine Verzweiflungstat.

Anderes Beispiel. Stell Dir vor, Chinesische Autos bekämen hier einen Marktanteil von sechzig Prozent. Was wäre das für eine Katastrophe für die Wirtschaft. In Russland ist es so. Mehr muss man dazu nicht sagen.

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