Um die aktuellen Ereignisse besser beurteilen zu können sollte man mal in die Vergangenheit schauen, in welchen Zeiträumen welche Veränderungen möglich waren und damit auch wieder sein werden.
Wie lange hatte es beispielsweise gedauert, bis das weitgehend zerstörte Europa nach dem WK2 wieder aufgebaut war?
Wann war speziell in Westdeutschland die Energie wieder weitgehend verfügbar? Die Energienetze hergestellt? Was passierte überhaupt nach dem Krieg?
Eine Tatsache ist jedenfalls, dass nicht einfach nur der Vorkriegsstand erreicht wurde, sondern durch die Zerstörungen großer Teile der Infrastruktur im Krieg praktisch Platz für neue Entwicklungen und Modernisierungen frei wurde.
Das große Autobahnnetz und überhaupt die Mobilität mit eigenem Auto entstand erst nach dem Krieg. Die Technisierung der Haushalte ebenfalls.
Infrastruktur ist teuer und man wechselt die nicht so ohne weiteres aus.
Die schrecklichen Zerstörungen waren der Katalysator für das deutsche Wirtschaftswunder.
Auf die Ukraine übertragen heißt das, dass die ganzen Zerstörungen der Infrastruktur z.Z. zwar eine Katastrophe sind, langfristig aber für eine Erneuerung der vor allem aus sowjetischer Zeit stammenden Straßen, Energieversorgung usw. sorgen werden.
Präsident Selenskyj hat letztens einen westlichen Marshallplan ins Spiel gebracht, der genau so ein ukrainisches Wirtschaftswunder bewirken soll.
Ob es funktioniert?
Es gibt Indizien dafür und Gründe dagegen.
Gründe dagegen sind vor allem die demografische Situation der Ukraine sowie der ungeheure Schuldenberg, mit dem die Ukraine vermutlich nach Ende des Krieges konfrontiert sind.
Aber wenn die Ukraine als Frontstaat aufgepäppelt wird, ist zumindest die finanzielle Situation beherrschbar.
Auch die russische Seite hat ein Langzeitkalkül. Gebietseroberungen wirken sehr lange. Egal welche Schäden in den eroberten Gebieten angerichtet werden, langfristig werden die auch wieder aufgebaut.