sschnee schrieb am 15.06.2024 17:57:
Die (seine) Grundlage für Friedensverhandlungen hat Putin benannt:
- Anerkennung der Annexionen (besetzten Gebiete) nebst deren Hauptstädte
- Schutz russicher Bürger in der Ukraine
- Nichtbeitritt zur NATO
- Rücknahme der Sanktionen
- Internationale Anerkennung dieser VereinbarungenDer Westen hat empört abgelehnt und fordert die Weiterführung des Krieges, weil man Russland "damit nicht durchkommen lassen" will. Scholz spricht vom "Diktatfrieden". Also dem Frieden, den die Amerikaner in ihren Kriegen (z.B. Irak) für gewöhnlich durchsetzen.
Nun ist dem Westen durchaus klar, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden kann. Er kann höchstens gefährlich weiter eskaliert werden. Ebenso dürfte dem Westen klar sein, dass Putin hier natürlich die Maximalforderungen stellt, man braucht schliesslich Verhandlungsmasse. Wenn man bei Verhandlungen diese Forderungen reduzieren kann, dann kann man das der westlichen Bevölkerung als Erfolg verkaufen. Putin wäre nicht schlau, wenn er das nicht mit einplanen würde.
Sorry, aber die russischen Kriegsziele und wie diese erreicht werden (militärisch oder über Verhandlungen) sind ausschließlich das Problem der Russen. Verhandlungen laufen nicht über Forderungen, sondern über Angebote zur beiderseitigen Verbesserung des erreichbaren Status quo über den man sich erstmal einig werden muss. Für den voraussichtlichen Sieger ist es das maximale Ziel, das er mit dem maximalen zukünftigen Aufwand erreichen kann. Und für den voraussichtlichen Verlierer das minimal, das heißt das im jedem Fall erreichbare Ziel. Und der hierfür zu leistetende Aufwand ist der Minimale. Da die Ukraine vom Westen abhängig ist und vorraussichtlich verliert, muss sich der Westen auf diesen Status quo committen, den hierfür erforderlichen Aufwand ggf. leisten.
Die zu leistenden Aufwände sind die Verhandlungsmasse der Gegenseite. Das bedeutet die Ausgangssituation ist für den Verlierer so ungünstig, wie seine militärische Lage, aber da er seine eigenen Ziele und Aufwände minimiert hat, hat der Verlierer mehr Verhandlungsmasse und gewinnt gegenüber der militärischen Lösung im Verhältnis mehr dazu als der Sieger. Der Sieger spart lediglich mehr Aufwand und profitiert daher absolut gesehen mehr von den Verhandlungen. Solange beide Seiten existieren, existiert auch ein Antrieb beider Seiten zu verhandeln. Je mehr die militärische Situation fortschreitet desto ungünstiger für den Verlierer, da Sieger mehr und mehr seine Aufwände realisiert und damit die Verhandlungsmasse des Verlierers verschwindet.
Grüße
mszet