https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/ukraine-krieg-ueberlebende-berichten-ueber-das-massaker-in-butscha-17937063.html
Augenzeugen berichten der F.A.Z. vom russischen Massaker in Butscha. Während die Opfer in improvisierten Massengräbern beigesetzt werden, haben die Überlebenden Indizien gesammelt.
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Sachartschenko erinnert sich, dass er und seine Mitgefangenen vier Tage in diesem Keller verbrachten. Sie bekamen nichts zu essen, es gab keine Toilette. Wer aufs Klo musste, musste sich vor aller Augen hinhocken. Als die Russen die Gefangenen einmal zählten, kamen sie auf etwa 130 Menschen. Am 7. März wurden die Türen dann geöffnet. Die Russen zwangen die Menschen, weiße Armbinden anzulegen und ließen sie laufen. Sachartschenko erzählt, dass er seither bis zum Ende der Besatzung versucht habe, irgendwie ohne Strom, Wasser, Essen und Heizung zu überleben.
Einmal habe er selbst gesehen, wie Menschen, die an einem offenen Feuer kochten, von den Russen angegriffen wurden. Vor seinen Augen, sagt Sachartschenko, habe ein Besatzer einen von ihnen erschossen – ohne erkennbaren Anlass. Über die acht Toten, die er am ersten Tag seiner Gefangenschaft sah, kann Sachartschenko nichts sagen. Er weiß nur, dass eine Mitgefangene, eine Krankenschwester, sich die Leichen offenbar näher angesehen hat. Danach erzählte sie ihm von Folterspuren an den Leichen, von Schnitten an Gesicht und Brust.
Sachartschenko berichtet außerdem, dass so gut wie alle seine Mitbürger gesehen hätten, wie russische Soldaten Menschen erschossen haben. Einer von ihnen ist Serhij Matjuk, der Direktor des Bestattungsdienstes von Butscha. Seit dem Abzug der Russen war er verantwortlich für die Bergung der Toten. Der F.A.Z. und anderen Medien berichtete er am Montag, seine Leute hätten mittlerweile mehr als 300 Tote geborgen, meist Männer, aber auch Frauen und Kinder. Einige seien durch Artillerie gestorben, die meisten aber durch Kopfschüsse. Manche trügen Spuren von Schlägen. Nur drei der Opfer seien Soldaten gewesen.
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