In einem kleinen Dorf Chernukha, Distrikt Arsamas, Oblast Nischni Nowgorod haben sich fast alle Bewohner versammelt. Sie nehmen Abschied vom 21-jährigen Alexander Wawilin. Seine Mutter beugt sich über den geschlossenen Sarg und weint. Der Sarg ist geschlossen, weil der junge Soldat so sehr verstümmelt ist, dass man seine Leiche niemandem mehr zumuten kann.
Sascha Wawilin wird mit militärischem Zermoniell beerdigt. Uniformierte Militärs gehen im Trauerzug voran mit einem Foto des Toten. Und doch sind die Erinnerungen an den jungen Mann so gar nicht militärischer Art. Er sein ein fröhlicher Typ gewesen, der viel lachte und viele Freunde hatte.
Einen Tag zuvor wurden elf tote Soldaten aus der Oblast Nischni Nowgorod gemeldet. Es waren alles Helden, die in der Ukraine ihr Vaterland verteidigt hätten, meinte der Gouverneur der Region Nischni Nowgorod. Andere Repräsentanten sprechen vom heldenhaften Kampf gegen Militante oder Nazis - aber die wirklichen Opferzahlen werden nicht genannt, das ist Staatsgeheimnis.
Mit der traurigen Wirklichkeit hat das alles nichts zu tun. Auf den Schlachtfeldern in der Ukraine liegen die Leichen vorwiegend junger russischer Soldaten, die geschlagenen russischen Bataillone ziehen sich plündernd und mordend zurück - es sind ja nur Nazis, Untermenschen, die man bestraft.
Die russischen Medien haben viel zu tun, jene "Spezialoperation" in der Öffentlichkeit zu verkaufen. Fast täglich müssen wechselnde leitende Staatsbedienstete in den örtlichen Medien vortragen, wie sehr sie Putin und sein Militär unterstützen.
Kritiker werden bestraft. So wie Jewgeni Wadimowitsch Roisman, ehemals Bürgermeister von Jekaterinburg, vom Kreml aus dem Amt gedrängt. Der wurde auf Grund eines kritischen Twitter-Tweets und eines Youtube-Videos zu 100.000 Rubel Geldstrafe verurteilt. Roisman kommentierte sein Handeln: "Wir können nicht schweigen, wir sind keine dummen Bestien!"
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (06.04.2022 03:04).