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  • Regenwetter

505 Beiträge seit 29.04.2023

Re: Wie zu erwarten

teutolith schrieb am 16.10.2024 10:46:

Die Russen und ihre Unterstützer im Westen sehen Rußland auf der Siegerstraße, darum war es das jetzt wieder mit den Waffenstillstandsforderungen.

Ich weiß nicht wie die russische Führung die Situation wertet. Ich kenne auch keine wirklichen Unterstützer Russlands im Westen. Aber ich habe eine eigene Meinung, in dieser gibt es keinen Sieg der Ukraine, oder Russlands, sondern nur hungertausende Tote, die überwältigend dem gemeinen Volk entstammen. Weder der Sohn von Peskov noch die Kinder der ukrainischen "Elite" werden das Gros der Toten stellen. Vorweg geschickt, sehe ich diesen Krieg als einen ganz normalen Vorgang innerhalb der Ordnungen der Welt. Lasse ich mich von der Aussage von Jean Jaures leiten ist dieser Krieg für mich ein typisches Beispiel für die Aussage, dass der Kapitalismus den Krieg in sich trägt, wie die Wolke den Regen. Und damit muss ich als Pazifist leben. Meine Hoffnung an die bundesdeutsche Politik zum Beginn des Krieges sich im höchsten Maße um sein Ende zu bemühen stellten sich als ins Gegenteil gekehrt heraus. Militärischer Laie, der ich bin, sah ich in einem Waffenstillstand zwar nicht das Ende des Krieges, die Ausgestaltung, die Deutung werden danach erst, im Gegensatz zu einem Schachspiel, beginnen. Das "Spiel" ist also nicht mit dem Waffenstillstand zu Ende, sondern wird auf anderer, nicht so tödlicher, Ebene fortgesetzt. Das Remis des Schachspiels ist aber ein Bezugspunkt zu einem Waffenstillstand. Wikipedia führt zum Remis aus:

Man kann dem Gegner ein Remis anbieten, dieser kann das Remisangebot ablehnen oder das Remisangebot annehmen. Endet eine Partie mit Remis, dann sagt man auch, die Gegner haben remisiert. Wenn während einer Partie keine Seite gewinnbringenden Vorteil hat, dann sagt man auch, „die Partie befindet sich innerhalb der Remisbreite“. Hat eine Seite einen klaren Vorteil errungen, wäre es für die gegnerische Seite oft töricht, selbst einen Sieg erzwingen zu wollen. Stattdessen spielt man dann „auf Remis“. Dies bedeutet, dass man vor allem einen Stellungsausgleich anstrebt und die Angriffsbemühungen des Gegners so gut wie möglich unterbindet. Man tauscht nach Möglichkeit Figuren ab und versucht, blockierte Bauernstellungen zu erreichen. In seltenen Fällen kann sich ein beinahe geschlagener Spieler noch ins Remis retten, indem er sich pattsetzen lässt.

Warum sollte bei der kriegerischen Auseinandersetzung, beim Erkennen der Gleichwertigkeit der Mittel, nicht auf einen Waffenstillstand gedrängt werden, warum nicht in ein Remis geflüchtet werden, wenn die Chance zum Gewinnen nicht mehr gegeben ist?
Das Remis setzt die Annahme voraus. Diese wird von einem Spieler nicht gegeben werden, wenn er die Siegeschancen, gemessen an der Möglichkeit der Niederlage, sehr viel höher einschätzt.
Ich sah am 21.2.2022 die Möglichkeit zu einem "Waffenstillstand", in sah sie in den Tagen nach dem 22.2.2022. Ich sah sie zwischenzeitlich. Heute sehe ich sie nicht, und ich hoffe ich irre. Nach der Logik des Spiels sollte der "Gewinn" in Relation zum "Einsatz" stehen. Sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite war der Einsatz bisher enorm. Es wird nicht enden mit einem schulterzuckendem Hinweggehen über das Verlorene. Aus meiner Sicht ist der Waffenstillstand nur dann zu erreichen, wenn beide Seiten mehr Risiken als Chancen sehen, sonst wird eben "All-in" gekämpft. Übrigens, für diese Feststellung muss ich kein westlicher Unterstützer Russlands sein.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (16.10.2024 23:17).

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