hdwinkel schrieb am 16.10.2024 19:43:
Kann es sein, dass auch das Versprechen einer Nato-Mitgliedschaft nicht ganz so ohne Eigennutz passiert? Die Nato-Osterweiterung ist m.M. nach ebenfalls imperial motiviert.
Interessante Frage. Kann man die strategischen Entscheidungen der USA/NATO imperialistisch nennen oder nicht? Im ursprünglichen Sinn beinhaltet Imperialismus die Ausdehnung des eigenen Gebietes auf andere Länder aus vorrangig wirtschaftlichen oder geostrategischen Gründen. Zweitrangige oder nichtige Gründe wurden dabei oft als Begründung geäußert (Schutz der eigenen Leute, religiöse Gründe, menschenrechtliche Gründe, zivilisatorische Gründe).
Dem entgegen sprechen würde die Tatsache, dass die USA mindestens seit dem Zweiten Weltkrieg sich keine fremden Territorien mehr mit Zwang einverleibt haben, also quasi nach Eroberung durch eigene Truppen die eigene Flagge draufgesetzt und eigene Verwaltung unter offizieller Oberherrschaft Washingtons eingesetzt haben. Aber sie haben das indirekt durch Wirtschafts- und Militärverträge mit den Staaten vor Ort getan.
Das ist aber kein Imperialismus im klassischen Sinn.
Da müsste die Definition imho geändert werden.
Die Staaten, die Imperialismus immer noch in der klassischen Art und Weise betreiben, sind derzeit ausführend Russland und möglicherweise planerisch China.