Ludwig schrieb am 02.10.2023 10:07:
Aber wir wissen, daß von unserer Seite her die Menschen sterben damit die Ukraine Mitglied der NATO werden darf.
Nö. Die Ukrainer wollen das so.
Der Westen hat Selenski ja sogar einen Evakuierungsflug aus Kiew angeboten.
Selenskis Antwort: Er braucht keine Fluchtflugzeuge, er braucht Unterstützung.
Nun kann man Selenski nicht mit allen Ukrainern gleichsetzen, aber die Ukraine macht Mobilisierungswellen, ohne Massenproteste fürchten zu müssen, während Putin Mobilisierungen vermeidet, weil er sonst den Machtverlust riskiert.
D.h. die Ukrainer wollen mehrheitlich diesen Krieg auch führen. Egal, was die Kosten sind.
(Die Ukrainer mobilisieren auch sehr gezielt und vergleichsweise wenige Leute. Es sind immer noch viele, aber sie mobilisieren bisher weniger, als nachgeboren werden, d.h. die könnten prinzipiell noch jahrzehntelang Krieg führen und würden das wohl auch tun, solange sie wirtschaftlich dazu in der Lage sind.)
Es wird ja immer vom "Vernichtungskrieg" geredet. Aber, anders als z. B. der deutsche Überfall auf Polen und die Sowjetunion, ist es beim Ukraine Krieg nicht so daß es keine Verhandlungsmasse gegeben hätte. Es ist halt so daß man diese Verhandlungen nicht von westlicher Seite her geführt hat. Dabei sind die Gründe völlig unerheblich. Man hat die Entscheidung getroffen daß das Risiko eines russischen Angriffs die Sache wert ist.
Hm. Nein.
Man hat mit Russland ja bis zuletzt verhandelt, um die Invasion noch abzuwenden.
Die Russen wollten nicht. Die bestehen darauf, dass die NATO vor ihrer Haustür eine existenzielle Bedrohung sei; in Wirklichkeit ist aber Russland eine existenzielle Bedrohung für die Ukraine, wie man deutlich sieht.
Ironischerweise hat Russland damit endgültig klargemacht, dass man jederzeit von Russland unterdrückt und zum Satellitenstaat gemacht werden kann, wenn man nicht entweder selbst Atomwaffen hat oder in einem starken Militärbündnis gegen Russland ist - was nach Lage der Dinge für die Ukraine halt die NATO bedeutet (man hätte sich vielleicht mit den Türken zusammentun können, aber die sind zu sehr mit eigenem Imperialismus beschäftigt, um glaubwürdig ein Verteidigungsbündnis einzugehen, obendrein sind sie ja auch selber schon in der NATO).