Ansicht umschalten
Avatar von arjdas
  • arjdas

81 Beiträge seit 04.10.2023

Ein paar Anmerkungen zum Nicht-Gesagten

" bewirken nun Drohnen im 21. Jahrhundert. Sie erzeugen ein "gläsernes Gefechtsfeld" und sie ersticken jeden Angriff im Keim."
Trotzdem wird wenig später wieder die Gefahr heraufbeschworen, dass Russland die Nato angreifen wird und die Angst vor einem Atomkrieg heraufbeschworen, wenn wir nicht weiter brav Waffen liefern. Offensichtlich braucht es so ein Bedrohungsszenario, damit wir diesen Krieg als unseren ansehen sollen.

"die Huthi sperren das Rote Meer für westliche Schiffe"
Dies hier geht auf Lars Lange von Telepolis, der diese Frage gestellt hat und nicht auf den interviewten Miltär. Auch hier wird suggeriert, dass das unser Konflikt sei. "westliche Schiffe" Schiffe sind Schiffe mit israelischer (Teil-)eigentümerschaft sind oder Schiffe, die Israel anfahren und die die Huthis blockieren wollen, solange Lebensmittel und Medikamenteneinfuhr nach Gaza beschränkt wird.

"Die USA sind zunehmend mit anderen Konflikten beschäftigt, die notwendige maritime Allianz im Roten Meer [...]"
...das heisst, die maritime Allianz ist "notwendig", wenn man will, dass die Bevölkerung in Gaza weiter hungert, wenn noch mehr als die bisher 1000 Kinder ohne Schmerzmittel amputiert werden sollen und wenn man will, dass Infektionskrankheiten die vom Hunger geschwächte Bevölkerung auch noch dahinraffen sollen. Klar, dass der Deutsche da eher mitmachen will, wenn man ihm suggeriert, dass so ein Marineeinsatz in seinem Interesse ist.

"Venezuela will Teile von Guayana zurück."
Venezuela ist an diesem Gebiet des Dschungels erst ernsthaft interessiert, seit vor der Kueste in grossem Stil öl gefördert wird. Das nur am Rande, da "wir" (der "Westen") und damit sicherlich Herr Reisner hier sowieso auf der Seite Guyana's stehen.

" Es gilt das Selbstbestimmungsrecht der Völker. [...] Nicht die USA und Europa haben diese Länder in die EU und in die Nato "gezwungen", sondern diese Länder und ihre Bevölkerungen wollten Teil dieser Gemeinschaft sein."
Ausgenommen vom Selbstbestimmungsrecht der Völker sind hier aber wenigstens Teile des Donbass sowie die Krim, die sich zu grossen Teilen eng mit Russland verbunden fuehlen.(Ebenfalls ausgenommen sind natuerlich Palästinenser.) Das Streben nach Einflusszonen von Seiten Russlands und der USA ist auf politischer Ebene Grund des Konflikts, aber befeuert wird er durch die ethnische Spaltung. Das Verbot von pro-russischen Parteien, die Verhaftung von pro-russischen Politikern in der Ukraine, das Verbot der russisch-orthodoxen Kirche, die Einschränkungen des russischen Sprachgebrauchs und - schon vor längerer Zeit - die erzwungene wirtschaftliche Abspaltung von Russland ist auch nicht kompatibel mit den hehren demokratischen Werten des Selbstbestimmungsrechts der Völker.

Schön, dass es Telepolis gelungen ist, einen hochkarätigen Interviewpartner zu bekommen und ich verstehe, dass man so jemanden nicht gleich abschrecken will, dass er nie wieder kommt.
Aber wenn das dazu führt, dass man bei den Antworten nicht nachhakt, dann kann man dasselbe auch woanders lesen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten