... schon jemals ein moderner Krieg aus Mangel an Soldaten beendet worden wäre. Insofern sind diese Milchmädchenrechnungen, wer jetzt welche Verluste an Menschenleben auf Basis der Bevölkerungszahlen länger durchhalten würde, immer propagandistischer Sondermüll.
Krieg findet nicht in einem politischen und gesellschaftlichen Vakuum statt, sondern die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse sind die Rahmenbedingungen unter denen ein Land Krieg führen, oder eben auch nicht mehr führen kann. Das scheint merkwürdigerweise Putin selbst klarer zu sein, als seinen Fans hierzulande. Oder hat Nordvietnam etwa den Vietnamkrieg deshalb gewonnen, weil sie das zigfache an Bevölkerung gegenüber USA/Südvietnam hatten ? Oder weil sie den US das zigfache an eigenen Verlusten beibringen konnnten ? Nein, weder das eine noch das andere war der Fall. Aber, im Gegensatz zu den USA, konnte Nordvietnam die eigenen Verluste politisch und gesellschaftlich länger verkraften als die US.
Wie das im aktuellen Konflikt in der Ukraine aussieht, wer weiss ? Ich nicht. Putin jedenfalls ist nach den Erfahrungen der 'Teilmobilisierung' sehr vorsichtig was die Rekrutierungspraxis angeht, und versucht die Lücken in der Armee vorwiegend durch die Rekrutierung gesellschaftlicher Randgruppen zu schliessen. Beispielsweise durch sowas ...
https://www.n-tv.de/politik/Russische-Polizei-nimmt-3000-Migranten-bei-Silvesterfeier-fest-article24634551.html
... und damit den realen Krieg nach wie vor von der russischen Bevölkerung, soweit es unter der gegebenen militärischen Situation möglich ist, fernzuhalten. Wie gesagt, Krieg findet nicht im politischen und gesellschaftlichen Vakuum statt.
Auch nicht in der Ukraine, wie die aktuellen Diskussionen dort über die zukünftige Rekrutierungspraxis zeigt. Aber welche Gesellschaft, welches Mass an Mobilisierung hinzunehmen bereit ist, ist eben keine Frage der Bevölkerungszahl, sondern eine der gesellschaftlichen Resilienz. Und wie es um die in der Ukraine und Russland bestellt ist, das wird die Zukunft zeigen. Und das wird schlussendlich auch über den Ausgang des Krieges entscheiden. Nicht die Bevölkerungszahl.