Was genau hat die NATO denn den bösen Russen gezeigt? Doch wohl vor allem, dass sie eine direkte Konfrontation scheut. Und dass sie für nukleare Drohgebärden durchaus empfänglich ist.
Die bösen Russen haben vor allem gezeigt, dass sie wirklich die bösen Russen sind. "Eingegliedert" ist angesichts der massiven Repression gegenüber den Ukrainern in den besetzten Gebieten eine sehr eigenwillige Wortwahl - "zwangsassimiliert" trifft es wohl eher. Die Ukrainer waren auch im Donbass deutlich in der Mehrheit, auch wenn 75% russisch als ihre Muttersprache angaben. Inzwischen mag sich das geändert haben, weil viele Ukrainer geflohen sind. Es handelt sich ja nicht einfach um den Austausch der Flagge, das ist ein Systemwechsel von einem System, das in Richtung Rechtstaatlichkeit und Demokratie unterwegs ist zu einem das all das gerade wieder abgeschafft hat.
Ansonsten ja, das kann auf das hinauslaufen, was Sie beschreiben. Nur ob dieses Ergebnis mit dem Begriff "Frieden" richtig beschrieben ist und ob es an der Kontaktlinie beim Austausch von kleinen Unfreundlichkeiten wie in Korea bleibt, das wird sich zeigen. Es klingt eher nach einer Neuauflage von Minsk-II oder nach München 1938, also so etwas wie "der schlechteste Frieden ist besser als der beste Krieg". Resultat ist bekannt. Beide Seiten wollen Zeit gewinnen, bereiten sich auf den großen Krieg vor und hoffen, dass der Gegenseite vorher die Puste ausgeht. Ist es das, was wir wollen?
Ohne Putin, ohne die Russen wäre es ein friedlicheres Europa. Ausgerechnet Russland hat den Krieg wieder vor unsere Haustür zurückgebracht. Es ist eine bittere Erkenntnis: weder imprägniert die Erfahrung der totalen Niederlage gegen den Faschismus (Deutschland und Italien), noch machen 20 Millionen Tote ein Volk friedfertiger (Russland).