Ich betone es vorweg noch einmal: Dieser provozierte, völkerrechtswidrige Krieg war nie mein Krieg, aus vielfältigen Gründen, die in diesem Zusammenhang aber nicht erörtert werden müssen. Ich kommentierte ihn am Anfang so, dass ich sagte: Der Wertewesten kämpft bis zum letzten Ukrainer. Aus Ihrem Post entnehme ich diese Einstellung. Wenn die Ukraine 100 Tote in Kauf nimmt, um 200 Russen zu töten, dann hat sie irgendwann verloren. Russland ist 4 - 5x so groß. Dieser Militärexperte von der ETH Keup, oder so ähnlich, führte dem Sinn nach immer die Niederlage Russlands "in den nächsten 100 Tagen" an. Diese Niederlage sei zwangsläufig, da Russland sich wirtschaftlich erschöpfen würde. Aus Ihrem Post zitiere ich, zur Bedeutung der StadtAwdijiwka als Brückenkopf für einen Angriff auf Donezk :
Frage ist, ob die Ukraine selbst bei halten der Stadt dazu in der Lage wäre. Bei den bisherigen Materiallieferungen sieht das nicht so aus - die ukrainische Strategie scheint sich wieder verlagert zu haben und keine Offensiven mehr zu fahren sondern auf ein "ausbluten" der russischen Streitkräfte zu setzen. Mit spürbar ersten Erfolgen.
Mir ist bewusst, Politik ist agieren in einem chaotischen Raum, mit zuvor schwer einschätzbaren Kipppunkten. Was sich aber in der jüngsten Vergangenheit ereignet hat, ist beobachtbar. Die USA haben im laufenden Haushaltsjahr, es begann glaube ich am 01.09. keine wesentlichen Mittel für die Ukraine bereitgestellt. Die Haushälterin sagte zum Jahresende auch die Resterampe sei abgeräumt, die USA Hilfen für die Ukraine seien blank. Das Scheitern der Gegenoffensive der Ukraine und die Verweigerung weiterer Mittel durch den Kongress liegen zeitlich nah beieinander und ersteres könnte zweites bestimmt haben. Sind Keups Aussagen zum Ausgang eines Krieges wegen finanzieller Erschöpfung nur halbwegs brauchbar, wird sich diese Erschöpfung für die Ukraine schon ergeben haben, oder kurzfristig eintreten, wenn die USA nicht tief in den Geldsäckel fassen. Die Position von Biden, damit geschlussfolgert der Demokraten, kam mit Bidens Aussage in Polen "dieser Schlächter (gemeint war Putin) muss weg" zum Ausdruck. Schauen wir mal, wie das innenpolitische Spiel in den USA läuft.
Der Wertewesten hat kein Alternativszenario und hat die Ansätze zu Alternativszenarien systematisch kaputt gemacht. Das Interview von Varwick in der Berliner Zeitung lese ich so. Und sehr wahrscheinlich ist heute ein Alternativszenario sehr eingeengt und realistisch betrachtet noch unerfreulicher. Und vor allen Dingen, es ist mit jedem Tag des Krieges unerfreulicher geworden. Beim Blick auf rt.de meine ich gesehen zu haben, wie Putin wiedergegeben wird, mit Selensky wolle er nicht sprechen und Deutschlan wird als Feindstaat gewertet. Selensky meint noch immer seine Friedensformel sei das Geld für das Papier wert, auf dem sie aufgeshrieben ist.
Ich vermute jede Friedensverhandlung ist ein erneutes Treffen im Wald von Compiègne. Die Frage wird sein, wer die Rolle Deutschlands übernimmt. Ich vermute eher die Ukraine. Aber unabhängig davon. Ich vermute einen Frieden, wie er im Wald von Compiègne geschlossen wurde. Warum flüchtete damals J.M. Keynes aus der Verhandlungsrunde? Weil er in diesem Frieden die Grundlegung eines neuen Krieges sah.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.01.2024 20:22).