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  • Der Psychater

402 Beiträge seit 05.04.2020

Konfrontation mit Russland

Sicherlich gab es vor allem in den USA und GB starke Kräfte, die die Ausgrenzung und Konfrontation mit Moskau suchten. D und F, zusammen mit weiteren EU-Staaten bildete diese Politik die Mehrheit in der EU, hatten bis 2013 das Interesse an Stabilität, billige Energie und Interessenausgleich. Dieses Tauben-Falken-Verhältnis hielt sich zugunsten der Tauben bis 2014, als die EU beschloss der Ukraine die Beitrittsperspektive zumindest mittelfristig zu verweigern, wegen deren Handelsbeziehungen zu Russland, mit dem Ultimatum entweder freier Handel mit der EU oder mit Russland, aber nicht beides zugleich. Ich habe nie verstanden, warum die Tauben derartig haben einknicken können, darüber könnte Verheugen mal sprechen. Waren die Tauben wie Merkel und Hollande der Meinung, sowohl Öl und Frieden von Moskau zu erlangen, als auch NATO-Truppen auf der Krim stationieren zu können? Oder dachten sie bloß naiv, den Status-quo erhalten zu können, unterschätzten also fatalerweise die Anziehungskraft der EU? Denn das war dann der Punkt, wo die Maidan-Proteste begannen, da das Wegbrechen der EU-Perspektive für viele Leute in der Ukraine das Ende der Hoffnung auf Prosperität war. In meinen Augen war diese EU-Entscheidung der Knackpunkt bei der Eskalation im West-Ost-Verhältnis.

Danach ging es Moskau nur noch um die gewaltsame Erhaltung seines Imperiums, eben mit den imperialen Mitteln des Absolutismus. Das fing an mit Belarus, wo die Wahlen gefälscht und die Opposition geknüppelt und gemordet wurde, bis hin zum Angriffskrieg in der Ukraine. Selbstverständlich hat jeder halbwegs aufgeklärte Mensch erhebliche Probleme mit der zaristisch-revisionistischen Kriegserklärung Moskaus im Februar 2022, ebenso wie mit den Unterwerfungsbedingungen für eine Friedensverhandlung. Mir ist unbegreiflich dass Leute wie Wagenknecht davon ausgehen, dieses absolutistische Weltbild Moskaus negieren und bagatellisieren zu können, ganz unabhängig davon, dass es von westlichen Falken Provokationen gegeben hat. Selbstverständlich bedeutet die zaristischen Weltsicht von Putin und Anderen - übrigens historisch einer der Kristallisationspunkte der Entstehung der europäischen Linken Ende des 19. Jahrhunderts - eine Gefahr für Europa, schließlich ist es noch nicht lange her, dass sich dieses Weltbild durch Annektionen und Unterwerfungen verwirklicht hatte.

Selbstverständlich wird der russische Absolutismus, dessen Fratze durch Provokation hervortrat, nicht eingehegt werden, indem die Forderung Moskaus nach Zerschlagung der Ukraine stattgegeben wird. Moskau müsste sich in seinem unerhörten absolutistischen Imperialismus mäßigen, der ja schon ein Maximum an Eskalation darstellt. Ich kann sonst keine Friedensperspektive erkennen.

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