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  • Pearphidae

mehr als 1000 Beiträge seit 14.11.2021

Re: Verteidigern eine Schuld zuzuschieben ist erbärmlich

gekowe schrieb am 10.03.2023 10:49:

Pearphidae schrieb am 10.03.2023 09:46:

An einem völkerrechtswidrigen militärischen Übergriff trägt grundsätzlich nur einer Schuld: 👉 Der Angreifer.

Nichts kann diese Schuld relativieren.

Im Grunde ist das schon richtig, doch wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang den unter dem Label "Responsibility to protect" durchgeführten Angriffskrieg der NATO auf Serbien?

Das gleiche "Label" nimmt jetzt nämlich Russland in Bezug auf den Donbass und die Krim in Anspruch.

Ich meine, nur unter dem Aspekt von "Schuld und Sühne" lassen sich solche Konflikte auf Dauer nicht lösen.

Serbien ist ein treffliches Beispiel, an dem sich die Unzulässigkeit des russischen "Labels" wunderbar darstellen lässt:

"Der Verlauf des Bürgerkrieges in Jugoslawien war gekennzeichnet von Sezessionsansprüchen und Kampfhandlungen im ganzen Land, der Errichtung von Konzentrationslagern, ethnischen Säuberungen, Vertreibungen und Massenvergewaltigungen."

● https://www.genocide-alert.de/projekte/deutschland-und-massenverbrechen/jugoslawien/

Der UNO-Sicherheitsrat regierte auf die Bedrohungslage mit:

– Resolution 819 vom April 1993 – stellte die Region unter den Schutz der UNPROFOR-Soldaten (zumeist Kanadier)

– Resolution 836 vom Juni 1993 – gestattete den UNPROFOR-Truppen Waffengewalt.

Der weitere Verlauf der Geschehnisse dokumentierte ein Total-Versagen der UNO:

1995 drangen die Serben in das Schutzgebiet um Srebrenica ein. Der Blauhelm-Kommandant forderte mehrfach NATO-Luftunterstützung an, die jedoch ausblieb, weil die bosnischen Serben drohten, bei NATO-Luftangriffen bereits als Geiseln internierte UNPROFOR-Soldaten zu ermorden.

Die bosniakischen Einwohner - Frauen, Kinder, Behinderte oder ältere Personen - flohen nach Potočari, einen nördlichen Nachbarort noch innerhalb der Schutzzone. Doch auch dort wurden sie von den Serben unter Beschuss genommen. Die dortigen Blauhelm-Soldaten erhielten weder ausreichende humanitäre noch militärische Unterstützung und konnten den Abtransport von 25.000 Frauen, Kindern und Greisen durch die Serben nicht verhindern, bei dem 2.000 männliche Flüchtlinge ausselektiert wurden.

Vom 14. bis 17. Juli 1995 wurden alle männlichen Bosniaken in umfangreichen Massenexekutionen ermordet. Die Überreste von zirka 8.000 Opfern wurden seit Ende des Bosnienkrieges exhumiert. 6838 Leichen konnten bis Juli 2012 namentlich zugeordnet werden.

● https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Srebrenica

"Am 24. Juli 1995 schloss der UN-Sonderberichterstatter Tadeusz Mazowiecki eine einwöchige Untersuchung zum Fall Srebrenica ab. Er erklärte, von 40.000 Einwohnern der Enklave seien 7.000 offenbar „verschwunden“."

"Unmittelbar nach dem Fall der Schutzzone Srebrenica kritisierte die Türkei mit scharfen Worten die UNO und ihren Sicherheitsrat. Der Einmarsch sei ein Schlag ins Gesicht des Sicherheitsrats, die UNO habe durch dieses Ereignis ihr Prestige verloren."

Als sich die Lage ab Februar 1998 im Kosovo zuspitzte, reagierte die UNO erneut mit Beschlüssen:

– Resolution 1199 vom September 1998 – wies darauf hin, dass durch die übermäßige Anwendung von Gewalt durch die serbischen Sicherheitskräfte über 230.000 Menschen ihre Häuser verlassen hatten.

– Resolution 1203 vom Oktober 1998 – bestätigte die die Abkommen vom 13. und 15. Oktober, in denen Jugoslawien einer OSZE-Beobachtung sowie einer Luftüberwachung durch die NATO zustimmte.

● https://de.wikipedia.org/wiki/Kosovokrieg

Nach einer Vielzahl von nicht ausreichend dokumentierten Vorwürfen von Massenmorden durch die Serben, sorgte im Januar sorgte das Massaker von Račak bei dem 40 Zivilisten (dokumentiert) hingerichtet worden waren, erneut für große Besorgnis bei der UNO. Aufgrund von Widersprüchen in einer Vielzahl von Berichten unterschiedlicher Herkunft konnte der Vorfall allerdings bis heute nicht eindeutig aufgeklärt werden konnte.

● https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Ra%C4%8Dak

Schließlich wurde von Anfang Februar bis Mitte März der Vertrag von Rambouillet ausgearbeitet, den der serbische Präsident Milošević dann jedoch doch nicht unterschreiben wollte.

● https://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Rambouillet

Dies nahm die NATO als Anlass für Ihren Angriff auf Serbien, um weitere Massaker der Serben unter den nach Unabhängigkeit strebenden Völkern zu verhindern – nachdem sich gezeigt hatte, dass die UNO sogar in höchst kritischen Situationen nicht in der Lage ist, wirksame Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

Der Kosovokrieg wurde kontrovers diskutiert:

Von den Gegnern wurde die NATO kritisiert, die Bundesrepublik Jugoslawien ohne UN-Mandat und ohne Bündnisfall angegriffen zu haben.

Von den Befürwortern wurde der Kosovokrieg als einer der ersten „humanitären Kriegseinsätze“ der NATO bezeichnet und als Maßnahme zum Schutz vor weiteren Menschenrechtsverletzungen gerechtfertigt.

Und jetzt mögen bitte folgende Fragen beantwortet werden:

① Welche Menschenrechtsverletzungen oder gar Massenmorde durch Ukrainer wurden von Russland der UNO vorgelegt sowie von dieser untersucht und bestätigt?

② Kann Russland überhaupt irgendwelche Beschlüsse der UNO gegen die Ukraine vorlegen?

③ Kann Russland einen gemeinsam mit der Ukraine ausgearbeiteten Friedensvertrag vorlegen, den die Ukraine nicht zu unterzeichnen gewillt ist?

Ich bin gespannt.

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