Aus meiner Sicht haben sich nur jene Leute diese in meinen Augen lächerliche Frage gestellt, welche unreflektiert der Propagandaerzählung folgen.
Das ist der gleiche Brustton der Überzeugung, mit dem alle, die vor einer Invasion gewarnt haben als "Kriegshysteriker" verunglimpft wurden. Ich werde nie wieder irgend jemandem glauben, der behauptet zu wissen, dass die Russen dieses oder jenes nie tun würden. Ich glaube nur Fakten - und die besagen, dass die Russen in der Ukraine einen bestialischen Krieg führen und, weil es nicht gut läuft, jetzt sogar ganz offen mit Atomwaffen drohen. Schon klar: das würden sie natürlich nie wirklich machen.
Tut mir leid, aber zu glauben, Russland wolle Europa überrennen, ist so naiv, dass es aus meiner Perspektive an Dummheit grenzt.
Der Vorwurf der Naivität fällt auf sie selbst zurück. Lesen sie Dugin oder Putin selbst. Es ist bodenlose Naivität zu glauben, die Russen würden irgendwo anhalten, wenn sie ohne große Gegenwehr noch mehr erobern können.
Wie dem auch sei, ich fand es in der Vergangenheit äusserst angenehm, dass Deutschland sich nicht in Libyen engagierte, im Irak nicht mitmachte und (hoffentlich) nur wegen "Chapter 5" in Afghanistan "Brunnen bohrte und Mädchenschulen errichtete".
Ja, das war angenehm. Aber trotzdem war es falsch, die eigenen Streitkräfte so runterzuwirtschaften. Das funktioniert eben nur, wenn man von lauter Freunden umgeben ist und sich im Zweifel von den Amerikanern verteidigen lässt, um sie anschließend dafür zu beschimpfen. Diese Fiktion ist eigentlich schon 2014 geplatzt, wegen fehlender Konsequenzen gibt es jetzt die harte Landung in der Wirklichkeit.
Aber wenn man so naiv ist, dass man meint die lieben Russen würden Deutschland niemals etwas tun, weil sie halt so nett sind, für den ist diese bequeme Wehrlosigkeit irgendwie folgerichtig, das muss ich zugeben.