Re: Putins Motiv

Und ja, ich kann das verstehen. Es gibt ja dieses Buch eines englischen Historikers "Die Schlafwandler", in dem zum ersten mal aus dem anglo-amerikanischen Kulturkreis Deutschland und Deutsche nicht als geborene Kriegsverbrecher, genetische Nazis dargestellt wurden im Weltkriegs-Kontext. Ich habe, trotz der lässigen Entlastung meiner Vorfahren als nur "Schlafwandler" und nicht genetische Monster, dieses Buch immer für Schwachsinn gehalten. Man schlafwandelt nicht in einen Krieg, da ist Kalkül, Interessen, Macht-Strategie immer im Vorhinein dabei, und ursächlich. Das Motiv für dieses Buch, die mediale Aufmerksamkeit, die es bekam, war für mich von Anfang an überdeutlich - die Abscheu der Deutschen, durch Jahrzehnte Anti-Nazi und Anti-Kriegs-Propaganda, in Schulen, in den Medien nach 1945 langsam auch in der Bevölkerung mehrheitlich gewachsen, wieder zurück zu drängen - weil man Deutschland gerne wieder als Frontstaat gegen den bösen Russen dabei hätte, Deutschland wieder militärisch dabei sein sollte, um sich zu verheizen. Ach komm, so schlimm wart ihr doch nicht, macht doch wieder mit ...

"Die Schlafwandler - Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog"
https://www.deutschlandfunk.de/die-schlafwandler-wie-europa-in-den-ersten-weltkrieg-zog-100.html

Und wie jeder Scheidungsrichter, Paar-Therapeut, Sozialarbeiter weiß, bei einem Konflikt ist niemals nur einer der Schuldige. Und Deutschland hat in diesem Sinne zwischen den Stühlen sitzend, wegen der DDR, mit Willy Brandt beginnend, versucht Brücken zu bauen und Gemeinsamkeiten zu finden. Und gefunden - die friedliche, durch Russland möglich gemachte Wiedervereingung war für Deutschland die Früchte, dieser Jahrzehnte langen Zurückhaltung im militärischen, und dafür mehr Bemühungen im diplomatischen und wirtschaftlichen zusammen arbeiten. Und diese Brücken werden aktuell Stück für Stück wieder eingerissen, und besonders auffällig begann das 1998, und 2014. Und zu Minsk 2 - auch jahrelanges Nichtstun hat Folgen.